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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0011
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Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892. *11
und Grandseigneur, und gibt jetzt in der höflichsten Art diesem
Kanzler zu verstehen, wie er über Form und Zweck von dessen
Aktion denkt.
Gesandter in München war Graf (später Fürst) Philipp Eulen-
burg, 1894 in der Tat (1892 wohl schon präsumptiv) Nachfolger
des Prinzen Reuß in Wien (S. 38*). —
Es folgt nun das Hauptkapitel Wien; dann München,
Dresden, Weimar.

A. Wien.
1. Die Instruktion an Prinz Reuß.
Am 1. 6. meldet Prinz Reuß an Caprivi: Fürst Rismarck
werde in Wien erscheinen, wohin die Hochzeit wegen der Hitze
und Entfernung aus Fiume verlegt sei; zur gleichen Zeit werde
Kaiser Franz Joseph in Wien residieren (Urkunde Nr. 2).
Wahrscheinlich ist der Grund, aus dem die Hochzeit nach Wien
verlegt sein soll, aus Rismarcks Schreiben entnommen, durch wel-
ches gebeten wurde, wegen der Audienz zu sondieren; und zweifel-
los berichtet der Diplomat die Daten der Anwesenheit des Fürsten
Rismarck zusammen mit denen des Kaisers Franz Joseph, um seinen
Vorgesetzten einen Schluß auf eine Audienz ziehen zu lassen.
Gleichzeitig mit diesem Rericht werden dem Kaiser Zeitungs-
ausschnitte vorgelegt, deren erster (Lokalanzeiger) die Gerüchte
über Annäherung bespricht, während die beiden anderen (Rerliner
Tageblatt und Frankfurter Zeitung) Sätze aus Rismarck freund-
lichen Organen bringen, die demgegenüber des Fürsten Gleich-
gültigkeit oder Abgeneigtheit dartun sollen. Darauf nimmt Graf
Caprivi Audienz und extrahiert den Erlaß Nr. 3., der später: ,,In
LImstellung“1 (Nr. 3a) veröffentlicht worden ist. Er ist vielleicht
,,Reinkonzept“2 von des Kanzlers Hand, da er so gut wie gar
keine Korrekturen enthält. Wir erfahren durch das Original-
dokument Neues, denn: Die bisher allein bekannte, durch den
Reichsanzeiger vom 7. Juli veröffentlichte „Umstellung“ unterschied
sich wesentlich in drei Punkten vom Original-Erlaß: 1. ersucht im
Original-Erlaß der Kaiser, in der Umstellung der Kanzler; 2. ent-
hält dieser Erlaß keine Absätze; 3. ist es sein letzter Satz, der
lautet: „Vorstehende Verhaltungsregeln gelten auch für das Per-

1 Hermann Meyer, Das politische Schriftwesen, S. 90.
2 Ebenda S. 42.
 
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