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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0048
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48*

O. Gradenwitz:

Daß es gefährlich war, derartige Äußerungen damals zu Gehör
zu geben, leuchtet ein, — war es doch auch sehr gewagt, im Ver-
trauen auf das kaiserliche no surrender in der Situation des Februar
1890 den Ministern mitzuteilen, das Ministerium werde eventuell
rekonstruiert werden müssen* 1. Die Quittung erfolgte am 17. März
in der Sitzung des Ministeriums.
Bismarck handelte hier wie Mommsen von Caesar sagt, als „ein
überverwegener Spieler, der sich selbst vertrauend wie seine Gegner
verachtend, ihnen immer viel und mitunter über alles Maß hinaus
vorgab.“ Derartiges Spielen mit dem Feuer zeigt sich (Lucius
S. 455), wenn Bismarck seinem Humor bei der Königlichen Unter-
schrift für Verlängerung der preußischen Legislaturperioden die
Zügel schießen läßt.
Eben dieser non chalance begegnet man bei der Bemerkung
an den König von Sachsen.
König Albert hat nicht sowohl zwischen dem Fürsten Bismarck
von einst und jetzt2 unterschieden, sondern er findet von früher
her bekannte Züge in dem Bilde wieder, das der jetzige Fürst liefert.
Wenn eine Unterscheidung zu machen ist, wird der von früher der-
jenige zu Lebzeiten Kaiser Wilhelms I. gewesen sein; hat er doch
selbst vom Tode des alten Kaisers gesagt: ,,In dieser Minute wurde
die Welt unsicher.“— Sie wurde unsicher, weil der Atlas, der sie
trug, durch das Ausscheiden des hehren Greises an seelischem
Gleichgewicht einbüßte.
C. Weimar und Jena.
In seiner Münchner Rede (25. 6.) hatte Bismarck der dortigen
Studentenschaft gedacht und dabei gesagt: „Aber wenn ich auch
nach den kleineren deutschen Universitäten hinkomme, habe ich
die Überzeugung, und ich darf wohl sagen, auch die Bürgschaft,
Adler erhalten. S. Majestät bemerkte: „Über diese Verleihung' werde wieder
der größte Unsinn geschrieben und geredet, es freue ihn aber, daß es die Frei-
sinnigen ärgere.“
1 G. u. E. 3, 77.
2 Wie der Erlaß von 1890 „zwischen dem Fürsten Bismarck früher und
jetzt“ unterschied, so Bismarck zwischen dem Kaiser und der Politik, die von
seinen Ministern verantwortlich geführt werde. — Der Erlaß von 1890 erwähnt
noch den Herzog von Lauenburg, der von 1892 verzichtet auf diesen Titel.
Das Kaiserliche Telegramm über den Reichstagsbeschluß (Bismarck zum
1. 4. 95 nicht zu gratulieren) und der Kaiserliche Nachruf führen den Herzog-
titel.
 
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