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Gradenwitz, Otto [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0012
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12*

O. Gradenwitz:

sonal der Botschaft“, während in der Umstellung ein ähnlicher
Satz an passender Stelle weiter vorn steht, ad. 1. Wenn in dem
veröffentlichten Erlaß der Kanzler ersucht, so ist das eine
Deckung der Majestät vor den Lesern, ad 2. Hier möge ein
kleiner hermeneutischer Excurs gestattet sein; zu dem ersten
Absatz der Umstellung schreiben die H(amburger) N(achrichten)
am 10. Juli M. : ,,Die Verbindung, in welche der Erlaß vom
9. Juni d. J. die Hochzeit des Grafen Herbert Bismarck mit den
Gerüchten über eine Annäherung zwischen dem Fürsten Bismarck
und Seiner Majestät dem Kaiser bringt, erscheint uns ge-
zwungen, ebenso das Maß, das für eine solche Annäherung
im voraus genommen wird, wenn der Fürst Bismarck den
ersten Schritt dazu tue. Letzteres wird als ,,unentbehrliche Vor-
aussetzung“ für die „Gerüchte“ über eine Annäherung bezeichnet
und deren Fehlen konstatiert. An einem solchen Mangel pflegen
„Gerüchte“ meist zu leiden; die Annahme selbst kann nicht über-
raschen“; und weiter am 12. 7. 92 A. (Hofmann S. 109): „Es
lag kein sachliches Bedürfnis vor, dies Verbot dem kaiserlichen
Botschafter gegenüber durch die Kundgebung zu komplizieren,
daß der frühere Kanzler niemals wieder zu Einfluß gelangen
solle. . . . Wir können nicht leugnen, daß dieser für amt-
liche Anweisungen ungewöhnliche Vorwand zu einem Verbot, auf
einer Hochzeit zu erscheinen, den Eindruck von etwas künstlich
Aufgeklebten in dem ganzen Erlasse macht, wir möchten sagen:
von einer posthumen Verbreiterung seiner Tragweite.“ Hiernach
wäre der ganze Absatz eine spätere Zutat, eine Einschaltung. Die
H.N. schwanken: sie geben allerdings den ganzen erstenAbsatz preis,
aber die Motivierung paßt doch wesentlich auf den zweiten Satz,
welcher es in Abrede stellt, daß Fürst Bismarck je wieder Einfluß
auf die Geschäfte gewinnen könne. Daß der Kanzler, bevor er
dem Botschafter den Weg zu der Hochzeitsfeier verlegt, das Bedürf-
nis fühlt, ihn von der fortdauernden Anomalie der Beziehungen des
Fürsten Bismarck zum Kaiser zu verständigen, ist wohl begründet;
die einfache unmotivierte Anweisung, sich fernzuhalten, wäre eine
um vieles schroffere Behandlung des Botschafters und des Grafen
Kälnoky. Dagegen ist die Ankündigung, daß Fürst Bismarck nie-
mals wieder Einfluß gewinnen könne, allerdings ohne jede Bezie-
hung zum Boykott: denn auch zur Hochzeit des Sohnes eines ganz
einflußlosen Fürsten konnte der Botschafter anstandslos sich be-
geben. Es will mir daher scheinen, als sei nur der zweite Satz bei
 
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