Zur Frage der Plautinischen Cantica.
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stellt diese Handlung dar mit den Mitteln und in den Formen seiner
Vortragsweise. Mit Susemihl (I 238) liier von einer Travestie der
Komödie zu reden, ist sinnlos: travestieren kann man nur das
Ernste oder Erhabene. Vielmehr war das wesentliche offenbar die
Reduktion und die Auflösung des dramatischen Organismus der
als Grundlage oder wenn man will als Rahmen gewählten Vorlage;
jene, um die Voraussetzungen zu schaffen für die kürzere Dauer
eines magodischen Solovortrags, diese, um die Gelegenheit zu den
bei der Magodie selbstverständlichen Gesangsnummern zu haben;
denn auf den μέλη und άσματα muß auch hier noch der Nachdruck
gelegen haben. Die mimische Hypothese selber aber steht offen-
sichtlich dieser Art monodramatischem Singspiel ganz nahe und
unterschied sich davon wohl nur (in der Weise, wie sie Plutarch
von den παίγνια ab sondert) durch stärkere Entwicklung der wirk-
lich dramatischen Elemente, was dann auch auf größere Ausdeh-
nung, die nachweisliche Reteiligung mehrerer Spielpersonen und
das Anwachsen der Sprechpartien hinführt. Ihre Verwandtschaft
aber mit der uns beschäftigenden Spielart der Magodie liegt allein
schon deutlich in dem Wort ύπόΤεσις ausgesprochen, und daß die
Hecyra der Mimologenlampe wirklich auf das Argument einer klas-
sischen Komödie hinweist, das der Mimologe „hergenommen“ hatte,
lehrt gleichfalls schon das Wort. Bei der so ganz realistischen Gat-
tung sollte man Πενθερά erwarten und nicht das ausschließlich
poetisch-literarische Έκυρά, das uns dagegen richtig als Titel der
von Terenz bearbeiteten Apollodorkomödie begegnet.
Man sieht wohl schon, das literaturgeschichtlich Bedeutsame
an diesen Tatsachen und Zusammenhängen liegt darin, daß wir
hier bereits auf griechischer Seite ein freies Schalten mit vorgeform-
tem Gut auf dem Gebiet der Komödie feststellen können. Dieses
innerhalb der niedrigen Dramatik zu finden kann aber um so weniger
befremden, als die Ansätze dazu bei der weitreichenden Stoff- und
Motivverwandtschaft der νέα schon innerhalb dieser selbst hervor-
getreten sein müssen. Erinnert uns doch gerade die Hecyra an das
problematische Verhältnis des Apollodor'eischen Stücks zu Menan-
ders Epitrepontes (vgl. Stavenhagen, Herrn. NLV, 1910, 564f.).
War doch auch schon seit der μέση die Gattung, wie Koerte aus-
führt (RE XI 1266), panhellenisch geworden und recht eigentlich
„literarisch“, zugleich so über die Maßen fruchtbar, daß Selbst-
wiederholungen, Ausplünderungen, Neubearbeitungen, Anlehnun-
gen aller Art sehr erleichtert und an der Tagesordnung waren (ebd.
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stellt diese Handlung dar mit den Mitteln und in den Formen seiner
Vortragsweise. Mit Susemihl (I 238) liier von einer Travestie der
Komödie zu reden, ist sinnlos: travestieren kann man nur das
Ernste oder Erhabene. Vielmehr war das wesentliche offenbar die
Reduktion und die Auflösung des dramatischen Organismus der
als Grundlage oder wenn man will als Rahmen gewählten Vorlage;
jene, um die Voraussetzungen zu schaffen für die kürzere Dauer
eines magodischen Solovortrags, diese, um die Gelegenheit zu den
bei der Magodie selbstverständlichen Gesangsnummern zu haben;
denn auf den μέλη und άσματα muß auch hier noch der Nachdruck
gelegen haben. Die mimische Hypothese selber aber steht offen-
sichtlich dieser Art monodramatischem Singspiel ganz nahe und
unterschied sich davon wohl nur (in der Weise, wie sie Plutarch
von den παίγνια ab sondert) durch stärkere Entwicklung der wirk-
lich dramatischen Elemente, was dann auch auf größere Ausdeh-
nung, die nachweisliche Reteiligung mehrerer Spielpersonen und
das Anwachsen der Sprechpartien hinführt. Ihre Verwandtschaft
aber mit der uns beschäftigenden Spielart der Magodie liegt allein
schon deutlich in dem Wort ύπόΤεσις ausgesprochen, und daß die
Hecyra der Mimologenlampe wirklich auf das Argument einer klas-
sischen Komödie hinweist, das der Mimologe „hergenommen“ hatte,
lehrt gleichfalls schon das Wort. Bei der so ganz realistischen Gat-
tung sollte man Πενθερά erwarten und nicht das ausschließlich
poetisch-literarische Έκυρά, das uns dagegen richtig als Titel der
von Terenz bearbeiteten Apollodorkomödie begegnet.
Man sieht wohl schon, das literaturgeschichtlich Bedeutsame
an diesen Tatsachen und Zusammenhängen liegt darin, daß wir
hier bereits auf griechischer Seite ein freies Schalten mit vorgeform-
tem Gut auf dem Gebiet der Komödie feststellen können. Dieses
innerhalb der niedrigen Dramatik zu finden kann aber um so weniger
befremden, als die Ansätze dazu bei der weitreichenden Stoff- und
Motivverwandtschaft der νέα schon innerhalb dieser selbst hervor-
getreten sein müssen. Erinnert uns doch gerade die Hecyra an das
problematische Verhältnis des Apollodor'eischen Stücks zu Menan-
ders Epitrepontes (vgl. Stavenhagen, Herrn. NLV, 1910, 564f.).
War doch auch schon seit der μέση die Gattung, wie Koerte aus-
führt (RE XI 1266), panhellenisch geworden und recht eigentlich
„literarisch“, zugleich so über die Maßen fruchtbar, daß Selbst-
wiederholungen, Ausplünderungen, Neubearbeitungen, Anlehnun-
gen aller Art sehr erleichtert und an der Tagesordnung waren (ebd.