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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0026
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26

Otto Immisch:

der hervorragendsten Beispiele der Zusammenziehung, d. h. der
Zusammenziehung des bereits lateinischen Stückes. Ein anderer
Weg war die Kontaminationshypothese, wie sie Leo vertrat, oder
Kontamination verbunden mit Kürzung (durch Plautus), wie es
Fraenkel will. Allgemein überzeugendes ist nirgends gewonnen
worden. Die Grundvoraussetzung ist eben unzutreffend, der Sti-
chus wolle eine regelrechte Komödie sein. Am glücklichsten finde
ich noch einen Ausdruck, der bei Fraenkel zum Schlüsse fällt (292),
Plautus habe das attische Stück (Menanders Brüder) dekompo-
niert. Das führt uns (oder könnte es doch; denn leider sind es ja
auch für Fraenkel nur Zerstörungen und Entstellungen des Plau-
tus) aus der Annahme bloßer Mangelhaftigkeit hinaus in das Po-
sitive und Gewollte, sobald wir uns nur der Neigung der helleni-
stischen Kunst zur „gelösten Form“ erinnern und jener niederen
Dramatik, die dieser Kunstweise gefolgt ist. Sie bedeutet noch
etwas anderes, als was Pre scott, auch er noch allzu sehr mit
negativem Vorzeichen rechnend, über seine „inorganic characters“
oder ,,röles“ zusammenstellt, im Grunde doch nur unter dem
Gesichtspunkt von Lässigkeiten der νέα. Mit gesundem Empfinden
für das Positive der Leistung sagte dagegen schon 0. Bibbeck,
Plautus habe in dem gänzlich harmlosen Stück aus dem Original
nur eine Folge unterhaltender Szenen herausgepflückt und die
Handlung selbst als gleichgültige Schale beiseite geworfen (I2103).
Das sagt im Ergebnis etwa das gleiche, worauf wir jetzt hinaus-
wollen. Menanders Brüder dienten Plautus in diesem Falle nur als
ύπόθ-εσί,ς, als argumentum, als der Bahmen für eine mimische
Bilderfolge über das Thema „Heimkehr“. Es ist wie ein Zyklus
von Mimen nach der Art von Herodas’ Metriche, wo gleichfalls die
treue Gattin des verreisten Hausherrn einer Versuchung standhält.
Aber durch die Anlehnung dieser Bilderfolge an den Stoff einer
klassischen Komödie kommt ein Zusammenhang in das Ganze, es
ist insofern wirklich eine fabula argumento serta. Leo selbst, der
hier nur eine Klitterung disparater Elemente sah, ein Stück, „das
mit zu wenig Körper auf zu dünnen Füßen steht“ (Forsch.2 169),
hat in seltsamem Gegensatz dazu schon in seiner Arbeit von 1902
und dann wieder in der Literaturgeschichte (I 129) auf die unver-
ächtlichen Qualitäten hingewiesen, die dies „durch Schneiden und
Flicken“ entstandene Erzeugnis der plautinischen Muse als ein
Ganzes der angeblichen Entstehungsart zum Trotz auf zeigt und die
in der Tat einen nicht geringen Kunstverstand erkennen lassen. Da
 
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