Metadaten

Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0028
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

Otto Immisch:

gesprochener Typ für sich allein bleibt. Doch trägt immerhin sehr-
stark den Charakter einer bloßen Bilderfolge auch der Truculentus.
Zwar machen sich die Elemente einer komödienhaften Handlung in
diesem Falle weitaus stärker geltend, die Hauptabsicht ist indessen
auch hier die Schilderung, das Darbieten von Bildern aus dem
Leben. Die Künste der habgierigen Hetäre gilt es darzustellen und
wie ihr nach- und nebeneinander drei sehr verschiedenartige Lieb-
haber ins Netz gehen, sich von ihr festhalten und ausbeuteln lassen.
Es dominiert ein Thema: wie im Stichus die „Heimkehr“, so hier
der „Triumph der Meretrix“. In andern Stücken sind es mehr ein-
zelne Szenen, die mitten in einer geschlossenen Handlung diesen
schildernden und bildmäßigen Stil annehmen. Das gab Möglich-
keiten verschiedenster Art. Nicht einmal die Adel größere Treue
des Terenz war für die strengste Richtung ein genügender Ab-
schluß der Entwicklung, die von den freien hellenistischen Nach-
schöpfungen und Ausläufern der νέα hinweg und zurückführt zu
ihren ursprünglichen Formen.

4.
Zuletzt sei noch versucht, unsere Gesamtauffassung ergänzend
zu bestätigen durch einen Blick auf gewisse metrisch-prosodische
Probleme der lateinischen Szeniker. — K. Meister (in dem S. 3
erwähnten Bericht, 221) stellt die merkwürdige Tatsache fest, daß
die römische Komödie noch nicht 40 Jahre nach der bezeugten
ersten Aufführung schon fertig vor uns liegt mit einer eignen, von
der griechischen stark abweichenden Technik in Sprache, Prosodie
und Metrik, Zeichnung der Personen und Gestaltung der Szenen,
sodaß sich kein Fortschritt in ihr selbst und bei Plautus keine Ent-
wicklung erkennen lasse. Für die sprachlich-metrische Form ist die
Behauptung — gewisse naheliegende Vorbehalte beiseite gelassen —
im ganzen sicher zutreffend. Zur Erklärung dieses raschen Fertig-
seins denkt Meister an die Möglichkeit einer längeren Vorgeschichte,
die jener ersten offiziellen Aufführung vorausliege. Schwerlich will
er damit die persönliche Leistung und das Entscheidungsvolle am
Auftreten des Andronicus herabmindern. In der hexametrischen
Technik greifen wirs bei Ennius ja noch mit Händen, wie der
bedeutende Einzelne zu wirken vermochte. Allerdings aber bleibt
es eine wichtige Aufgabe, zu ergründen, welche Voraussetzungen
denn Andronicus vorfand und welche Grundsätze sich daraus für
ihn ergaben, wenn er darin ging, die rechten metrischen Äqui-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften