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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0030
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30

Otto Immisch:

Zeit nach, der versus quadratus. Fassen wir hier nur die römische
Seite ins Auge. Da ist mindestens die Volkstümlichkeit notorisch,
vor allem in der soldatischen wie in der bürgerlichen Skoptik, und
welch reichhaltige Anwendungsgebiete insonderheit die letztere
hatte, wissen wir ja aus Useners schöner Untersuchung, Kl. Sehr.
IV 3561T. Die Proben bei Baei-irens, Fragm. poet. Rom. 276. 330.
348. 360. 369 verteilen sich auf die verschiedensten Jahrhunderte
bis zu den schon akzentuierenden Soldatenversen in der Vita Aure-
liani (6,3, mit Leos Emendation, Sat. Vers 5). Eine griechische
Probe hellenistischer Zeit sind die Spottverse der athenischen
γεφυρισταί gegen Sulla (συκάμινον εσθ5 6 Σύλλας άλφίτω πεπασμένον,
Plut. 2; vgl. 6 u. 13). Daß die Skoptik in der Überlieferung so
hervortritt, darf uns aber nicht beirren. Da sind die Ivinderspiel-
verse (Baeiirens 56); bei Petron 58, 8 ist es ein volkstümliches
Rätsel, das einer der Vulgärlatein redenden Sprecher in diesem
Metrum aufsagt (qui de nobis longe venio, late venio? solve me). Unter
den epigraphischen Proben Büchelers (228ff.) und Engströms
(77ff.) sind neben Scoptica auch mehr und minder harmlose Erotica
(Sgraffiti!). Daneben begegnet allerhand Gnomisches, dies beson-
ders auf Grabinschriften, die aber, wie auch Dedikationen, schon
ganz auf der Einwirkung der Literatur beruhen, z. T. der griechi-
schen. In der Literatur selbst sei auf das frühe Erscheinen des
Verses in Ennius’ Saturae erinnert, andererseits an den Umstand,
daß die Atellane, wenn sie, literarisch geworden, gerade dieses Maß
bevorzugte — und das Zeugnis des Ter. Maur. (VI 396) 2395 bestäti-
gen die Überreste—, gewiß an älteste Traditionen anknüpfte, sonum
ministrans congruentem motibus iocosis. Das ist kein Anlehnen an
die Formen der Palliata und Togata, sondern eignes Erbteil des
genus petulcum. AVas· immer die vielberufnen, mit Flötenspiel und
motus congruens vorgetragenen und auch noch von Andronicus
anfangs gepflegten impletae modis saturae gewesen sein mögen, von
denen das berühmte Liviuskapitel spricht, eine mit den Atellanen
nah verwandte volkstümliche Dramatik waren sie jedesfalls, und
gehörten in den Kreis der παλαιά καί επιχώριος ούσα ' Ρωμαίο ις
κέρτομος καί σατυρική παιδιά, von der Livius’ Zeitgenosse Dionys
redet (VII 72, 10ff.). In deren sämtlichen, mit Gesang und Tanz
eng verknüpften Formen dürfen wir uns ohne Zweifel den alten
skoptischen und Tanzvers heimisch denken, zumal die Trium-
phalspottverse ihn von solchem uralten τωΤασμός her immer bei-
behalten haben.
 
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