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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0039
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

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3,21; αΚάλεκτορΐδες εί σόοα^εισί 6, 100; ού σοί. λέγω^αΰτη τη^ώδε χώδε
χασκούση 4, 42; έν τω μέσω^εστω 2, 90 und manch anderes mehr, was
man in R. Meisters Ausgabe übersieht, Abh. d. Sachs. Ges. 1893, 7,
78011., wo auch lestgestellt wird, was davon etwa sonst vereinzelt
nachweisbar ist und was nicht. Die Hauptsache ist das aber gar
nicht, sondern es ist, wie gesagt, die Dichtigkeit des Auftretens,
die nirgendwo bei den Griechen eine Analogie findet. Am Choliam-
bus hängt es wahrhaftig nicht. Bei. Hipponax begegnet nur ganz
vereinzelt neben auch sonst vorkommenden Fällen eine Sache wie
μευ^όδόντες (71, 1 Diehl). Herodas’ Zeitgenosse Kallimachos hat
auch nur sparsam Selteneres, wie ol ίκέται 275 Pf.; μή άμαθώς
335 (349); τό άνέκαυσας fr. 22, I ρ. 73 Pf. Ähnliche Grenzen hält
Phoinix ein (p. 292 ff. Diehl). Bahr ins gar liegt meilenfern, a comi-
corum veterum vel Herondae audacia longe remotus (Crusius, praef.
LYI). Wenn sie denn also an der Versgattung nicht hängt, so
muß diese gewagte Sprachrealistik unbedingt aus dem sachlichen
γένος des Dichters herstammen, d. h. aus dem Mimus, den er in
seine Choliamben umgesetzt hat. Und in welcher Gattung dürfte
man sich solchen nirgend sonst ähnlich auf die Spitze getriebenen
Verismus mit besserm Recht heimisch denken, als gerade in der
niederen Komik1, die darin nach Ausweis des Herodas eben noch
viel weiter gegangen sein muß als die relativ noch am freiesten sich
bewegende alte Komödie ? Wie aber Herodas mit seinem απήχημα
des Mimus auf griechischer Seite isoliert dasteht, so auf der römi-
schen die alten Szeniker mit ihrer Synalöphenfreiheit, zu deren
Exzessen sie durch das Nachbilden der νέα auf gar keine Weise an-
geregt sein können. Auch in dieser Hinsicht kann das Vorbild nur
jene niedere veristische Dramatik gewesen sein, zu welcher der
Mimus gehört, und das wäre denn eine weitere Bestätigung für
unsere auf dem Grunde der LEOschen Annahme stehende Gesamt-
auffassung. — Das führt uns schließlich auch zurück zu Fraenkels
Theorie vom Einfluß der römischen Tragödie auf die Komödie. Er
mag sich auf dem wie wir sahen in formaler Hinsicht z. T. wirklich
gemeinsamen Boden gewiß abgespielt haben, auch vielfach in den

1 Bezeichnend, daß ein skoptischer Vers bei Ath. XIV 616c seine Pointe
erst aus einer Verschleifung dieser Art gewinnt. Es spottet einer im Symposion
über die Frau des Lysimachos: κακών κατάρχεις τήνδ’ έμουσαν είσάγων. Die
harte Strafe zeigt, daß der ύπαρχος die Herrin nicht nur ώς εμετικήν ούσαν
verspotten, sondern daß er sie beleidigen wollte, mit dem Doppelsinn,
den er hören lassen konnte: έμοϋ ούσαν.
 
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