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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 7. Abhandlung): Eine delphische Mirakelinschrift und die antiken Haarwunder — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38949#0009
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Eine delphische Mirakel Inschrift und die antiken Haarwunder.

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ήλυθε ' πώς άνέβη του το τό δαιμόνιον,
και τριχι πάντ' εκάλυψε τά πριν καλά; Φευ, τί τό θαύμα;
εχθές Τρώίλος ών, πώς έγένου Πρίαμος;
Die gesperrt gedruckten Worte scheinen mir zu beweisen, daß
ein Seitenblick auf aretalogische Literatur vorliegt. Martial IV, 7,
wo dergleichen fehlt, ist übrigens nicht, wie Friedländer z. d. St.
meint, vielleicht Quelle für Straton gewesen, sondern beide vari-
ieren wohl eine ältere Vorlage.
5. Für sich steht ein Motiv des Attismythos. Zeus kann
Agdistis Bitte, den toten Attis wieder zu beleben, nicht willfahren,
aber als Ersatz läßt er Attis Flaare im Grab weiterwachsen. Arnob.
V, 7: Juppiter . . . condonat . . . crescant ut comae semper; V, 14:
succrescerent comae semper. Dazu des Arnobius Polemik: hocine
quisquam admiserit aut crediditatis adsensione frmaverit, pitum in
mortuo crescere. Hepding, Attis 110, 3 vergleicht Sagen wie die
von Barbarossa, dem der Bart durch den Tisch wächst, vom hl.
Olaf, dem Nägel und Haare wachsen, als er bestattet war, von
der hl. Caterina, deren Leichnam das gleiche begegnet. Es scheint
hier nur eine besondere Umprägung, eine mythische Umstilisierung
jener verbreiteten, neuerdings oft behandelten präanimistischen Vor-
stellung vom „lebenden Leichnam“ vorzuliegen, vgl. zuletzt Nau-
mann, Primitive Gemeinschaftskultur, S. 27; Schreuer weist in seinem
grundlegenden Aufsatz über „Das Recht der Toten“ außer auf einige
weitere Beispiele auch darauf hin, daß das Weiterwachsen der
Haare, Nägel usw. wenigstens bis zu einem gewissen Grade eine
physiologische Tatsache sei (Zeitschr. f. vgl. Rechtswissenschaft 33,
1916, S. 352, Anm. 6.
6. Aus römischem Bereich ist das älteste Beispiel in dem
recht läppischen Götterschwank von Mercur und den beiden Frauen
enthalten, den die PERRoxisclie Fabelsammlung bietet, Phaedrus
app. III. Mercur läßt aus Dankbarkeit für die ihm — unerkannt —
gewährte Bewirtung zwei Frauen Wünsche äußern (es ist das alte
Märchen- und Legendenmotiv von den törichten Wünschen, die
sich zum Spott der Bittsteller erfüllen). Die eine Frau, Mutter eines
kleinen Kindes, bittet barbatum ut videat natum quam primum suum,
Mercur erfüllt das. Schreiend, aber bartgeziert liegt das Kind in
der Wiege: barbatus infans ecce vagitus eiet.
7. Weihinschrift aus dem vielbesuchten Heiligtum der Minerva
Medica Cabardiacensis bei Placentia CIL XI, 1305: Minervae Memori
Tullia Superiana restitutione facta sibi capillorum v. s. I. m.
 
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