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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 2. Abhandlung): Der Kampf des geistlichen und weltlichen Rechts — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38924#0006
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Hans v. Schubert:

des vornehmsten aller Bischöfe, des römischen, der Wille des
deutschen Königs zu achten sei1, und der letzte vor Gregor war
vom deutschen Hofe bestritten und dann durch deutsches Gericht
bestätigt worden; Gregors eigene tumultuarische Wahl aber bot
erst recht starke Blößen. Und nun waren seine Legaten um ihn
am Hofe. Wie sollte ihm nicht das Selbstgefühl schwellen!
Da kamen neue Boten aus Rom. Sie brachten das Schreiben
mit, das alle Nebel zerriß, des Papstes Kampfansage: ,,Du, Hein-
rich, versprichst viel und handelst gegen die Gesetze der Kirche
und das heißt Petri, wir aber erneuern das alte Recht der heiligen
Väter mit unseren Dekreten, denen sich alle Fürsten und Völker
der Erde als heilsnotwendiger Wahrheit beugen müssen2.“ Und dazu
die geheime Botschaft: ,,Des Königs Verbrechen verlangen, wenn
ungesühnt, nach menschlichem und göttlichem Recht nicht nur
den Bann, sondern die Absetzung3.“ Das Wort griff des Königs
kurze leidenschaftliche Antwort an Hildebrand, nicht mehr
Papst Gregor, auf: „Wie mein und des Reiches Todfeind legst
Du gegen göttliches und menschliches Recht die Hand an meine
Bischöfe und wagst es, mir die erbliche Würde zu rauben, wagst
es Dich gegen das Haupt zu erheben und erklärst, Deine eigenen
Worte zu gebrauchen, entweder sterben oder mir Krone und
Leben nehmen zu wollen. Kraft des mir von Gott und den
Römern verliehenen Patriciats widerrufe ich Dir alles Recht des

1 Papstwahldekret v. 1059 in beiden Fassungen Mon. Germ., Constit. I,
539. 542, dazu Petrus Damianis discept. synod. v. 1062, Mon. Germ., Libelli
de lite I, 8028ff.: verumtamen tu hoc negare non potes, quod pater domini mei
regis piae memoriae Heinricus Imperator factus est patricius Romanorum, a qui-
hus etiam accepit in electione semper ordinandi pontificis principatum. Huc
accedit quod prestantius est, quia Nicolaus papa hoc domino meo regi privilegium,
quod ex paterno iam iure successerat, prehuit et per sinodalis insuper decreti
paginam conjirmavit (Worte des advocatus regius).
2 Reg. Greg. III, 10, ed. Caspar p. 263ff. (2664: ad sanctorum patrum
decreta doclrinamque recurrimus nihil novi nihil adinventione nostra statuentes
— — recuperandae salutis necessariam veritatem vocamus et lucem non
solum a te vel ab his, qui in regno tuo sunt, sed ab Omnibus terrarum principi-
bus et populis qui Christum confitentur et colunt, devote suscipiendam et obser-
vandam adiudicavimus).
3 Jaffe, Bibi. rer. germ. II, 535ff., bei Bernheim, Quellen zur Ge-
schichte des Investiturstreits II2, S. 75: — secreto monuimus, ut poenitentiam
ageret de sceleribus suis — propter quae eum non excommunicari solum usque ad
condignam satisfactionem, sed ab omni honore regni absque spe recuperationis
debere destitui, divinarum et humanarum legum testatur et iubet auctoritas.
 
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