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Mitteis, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 3. Abhandlung): Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38925#0036
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36

Heinrich Mitteis:

tierte1, sodaß schließlich ein anderes, das Eremodizialverfahren, ins
offizielle Reichsrecht übernommen wurde2.
2. Ganz ähnlich3 liegt es in dem Falle des Gegenkönigs Rudolf
von Rheinfelden und seiner schwäbischen Anhänger, wo der von
Meyer von Knonau so genannte „Annalist von 1075 an“ Kron-
zeuge ist4. Hier ist die Rerufung auf das Volksrecht (die lex Alaman-
norum) sehr deutlich zu erkennen. Aus der Gesamtlage ergibt sich,
daß die Angeklagten in contumaciam verurteilt wurden. Sehr
eigentümlich drückt der Annalist5 den Charakter des Urteils als
Todesurteil aus (quasi dignos jugulari). Die uralte Verräterstrafe
nach Tac. 12 ist das Hängen, doch bemerkt schon von Amira6,
daß andere Vollzugsarten im MA. vorkamen. Die Lex Alaman-
norum selbst setzt auf verschiedene Landesverratsfälle die Todes-
strafe ohne nähere Vollzugsbestimmung. Vielleicht lautete die An-
klage auf Landfriedensbruch, der ja auch nach dem Sachsenspiegel
mit dem Schwerte gebüßt wird (II, 13).
3. Einer der wichtigsten und bestüberlieferten Prozesse der
ganzen Kaiserzeit ist der gegen Markgraf Ekbert von Meißen7.
Hier haben war zunächst den unleugbaren Vorteil, uns auf Ur-
kunden der königlichen Kanzlei stützen zu können. Ehe wir auf
ihre Interpretation im einzelnen eintreten, sei wieder auf ein schon
von Rosen stock treffend hervorgehobenes bezeichnendes Merkmal

1 Vgl. meine Studien S. 205; Hugo Meyer, Strafverf. gegen Abwesende,
107 ff.
2 S. unten S. 111 f.
3 Auch der Verlust Kärnthens durch Herzog Berthold dürfte hierher
gehören. Doch haben wir hierüber nur die kurze Notiz Lamperts (S. 140):
Ibi (in Bamberg) Berhtoldo duci Carnotensium ducatum sine legittima discus-
sione absenti abstulit et Marcwardo cuidam propinquo suo tradidit.
4 Jahrb. d. dtsch. Reichs unter Iieinr. IV. II, Exkurs 8. Vgl. K. Jacob,
Quellenkunde z. dtsch. Gesch. II (1926), S. 29.
5 MG. D. V, p. 295: Rex autem Heinricus, habito Ulmae cum quibus
poterat colloquio, regem Rudolfum cum ducibus suis . . . et caeteris Alamannorum
ipsi consentaneorum maioribus secundum legem Alemannicam, quasi
dignos jugulari, fecit iudicialiter adiudicatos dampnari et pariter dignita-
tibus et beneficiis suis privari.
6 Todesstrafen, S. 73. Einen Beleg für jugulari hat er nicht. Vgl. auch
His, Strafr. des MA., 494. L. Alam. c. 24, 25, 26. Haidlen, a. a. O., S. 22ff.
7 Wir bezeichnen im folgenden mit U I die Urkunde Cod. dipl. Saxoniae
regiae I Nr 154 S. 344 v. 7. 2. 1086; mit U II ebenda Nr 155 S. 345 v. 29. 4.
1086; mit U III ebenda Nr 161 S. 349 v. 1. 2. 1089; mit U IV Mon. Boica
XXIX p. 214 Nr 433 v. 5. 5. 1091.
 
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