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Mitteis, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 3. Abhandlung): Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38925#0037
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Politische Prozesse.

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hingewiesen: das ist die immer wiederholte, ganz offenbar als
Manifestation eines ganz zielsicheren Willens gedachte Hervor-
hebung der Rechtmäßigkeit des Verfahrens nach Volksrecht1.
Immer wieder ist davon die Rede, daß ex iure gentium prozes-
siert werde, daß die Verurteilung ,,prescripto iudicio“, ,,fege“, erfolgt
sei, daß sie den Markgrafen nicht nur als verstrickt in sämtliche
muntschaftliche Herrschaftsverhältnisse, die die Zeit kannte, als
Beamten, als Lehnsmann, als Familienglied treffe, sondern, was
noch mehr sei, als Schwurgenossen2, daß sie m. a. W. auf dem land-
rechtlichen Delikt des Eidbruchs3 in erster Linie basiere. Als
Urteiler treten ,,comprovinciales“ auf und nicht, wie noch bei
Gottfried von Lothringen, contuberniales.
Das Verfahren selbst entwickelt sich in drei Stufen: Zunächst
scheint eine gewöhnliche Ächtung erfolgt zu sein, die wohl deshalb
keine vermögensrechtlichen Konsequenzen zeitigte, weil sich Ekbert
alsbald unterwarf, und dabei das Entzogene vermehrt zurück-
erhielt4. Dann wurde Ekbert rückfällig, und nun fand eine förm-
liche adiudicatio der Eigengüter und Reichslehen statt. Niese5 hat
bereits richtig gesehen, daß sämtliche drei Urkunden, die über dieses
zweite Urteil berichten, zwar nicht dem Wortlaut, aber der typi-
schen Fassung und dem Zusammenhang nach nur auf ein Ver-
säumnisurteil gedeutet werden können. Nun sind solche Adjudi-
kationen damals nichts Ungewöhnliches mehr. Auch im Falle
Konrads von Bayern läßt sich ein Richterspruch, der die Güter

1 U I: Ob eiusmodi culpam illius comprov inciales tarn Saxones quam
Thuringi cum ceteris principibus nostram coram nobis ex iure gentium inde
sententiam proferentes. U II: predia vero et que a nobis tenuerat beneficia, nostre
dicioni ex iure gentium et consensu omnium qui aderant adiudicaverunt.
U III: prescripto iudicio tampnaverunt.; . omnia sua quae lege perdiderat
.... etc.
2 U III: non recordalus, quod noster miles, marchio et consanguineus, et,
quod maius est, noster juratus fuit.
3 I ber die eidlichen Verpflichtungen der Magnaten besonders unter
Heinrich IV. handelt Waitz, VG. VIII, S. 100, N. 4.
4 U I: indulsimus sua sibi misericorditer restituentes et alia superaddere
meditantes . . .
5 S. 208. Trotzdem wird Ekbert genau wie Otto von Northeim als
manifestus hostis regni et imperii Romani verurteilt (UI, II). Und zwar
lautete das Urteil auf Verbannung (a regni finibus prosequendum fore, U III).
Schon aus dem „prosequendum“ kann man übrigens den Ungehorsam folgern;
es kehrt in U III (s. unten) wieder.
 
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