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Glaue, Paul [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Zur Geschichte der Taufe in Spanien, 2: Nachrichten über die Taufsitten bis 711: Konzilsbestimmungen und Schriftstellerzeugnisse — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38935#0006
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Katechumenen, die sich des Verbrechens der delatio schuldig ge-
macht haben, werden, wie im Falle von Canon 11, zur Taufe erst nach
5 Jahren des Katechumenats zugelassen1. Auch bei Unkirchlich-
keit, vielleicht in Zeiten der Verfolgung aus Angst vor Entdeckung
veranlaßt, bei sonst ehrbarem Christenwandel, soll der Katechumene
die Taufe erhalten2; über die Dauer des Katechumenats wird hier
nichts angegeben. Ja, selbst eine Katechumenin, die Ehebrecherin
und Mörderin des im Ehebruch erzeugten Kindes geworden ist,
kann und soll noch am Ende ihres Lebens die Taufe empfangen3.
Über die ordnungsgemäße Form der Taufe handeln die Canones
77 a und 384. Zur Vollständigkeit der Taufe gehört die benedictio,
deren einen Teil die chrismatio ausmacht. In Gemeinden, die von
einem Diakon verwaltet wurden, hatte dieser wohl das Recht zu tau-
fen, aber die benedictio durch den Bischof mußte bei Gelegenheit
nachgeholt werden. In Gemeinden, die von einem Presbyter verwal-
tet wurden, durfte dieser taufen, und zwar galt seine Taufe als eine
vollständige, d. h. ihm kam auch die benedictio zu. Daß der Bischof
allein das Recht zu taufen hatte — auf Grund der successio apo-
stolica — und daß er dieses Amt auf die Presbyter übertrage, davon
ist hier und sonst in Spanien nicht die Rede5.
Ebenso konnte in besonderen Fällen —- bei schwerer Er-
krankung auf See oder bei sehr weiter Entfernung von einem Geist-
lichen —■ auch ein gläubiger Laie einen Katechumenen taufen; nur
mußte im Falle, daß der Katechumene wieder gesund wurde, die
Handauflegung des Bischofs nachfolgen.

1 Can. 73: Delator . . . si catechumenus fuerit, post quinquennii tempora
admittetur ad baptismum.
2 Can. 45: Qui aliquando fuerit catechumenus et per infinita tempora
numquam ad ecclesiam accesserit, si eum de clero quisque cognoverit esse
Christianum, aut testes aliqui extiterint fideles, placuit ei baptismum non
negari, eo quod veterem hominem dereliquisse videatur.
3 Can. 68: Catechumena si per adulterium conceperit et praefocaverit,
placuit eam in fine baptizari. Wie kam man darauf, einen solchen ganz singu-
lären Fall zum Inhalt eines Canons zu machen!
4 Can. 77a: Si quis diaconus regens plebem sine episcopo vel presbytero
aliquos baptizaverit, episcopus eos per benedictionem perficere debebit. Can.38:
Loco peregre navigantes aut si ecclesia proxima non fuerit, posse fidelem, qui
lavacrum suum integrum habet nec sit bigamus, baptizare in necessitate infir-
mitatis positum catechumenum, ita ut si supervixerit ad episcopum eum
perducat, ut per manus impositionem perfici possit.
5 Weiteres hierüber s. S. 12.
 
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