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Glaue, Paul [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Zur Geschichte der Taufe in Spanien, 2: Nachrichten über die Taufsitten bis 711: Konzilsbestimmungen und Schriftstellerzeugnisse — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38935#0031
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Zur Geschichte der Taufe in Spanien. II.

31

nem docendus est homo verbis veritatis orare, ut is qui in veteri
homine erat filius irae, iam in coelesti regeneratione patrem invocet,
pietate1. Das Vater Unser fehlt bei Isidor s. o.
10. Daran schloß sich ein Gebet1 und endlich
11. Die Feier des Abendmahls2 an.

IV.
Nachgetragene Einzelheiten zur Taufe im 6. und
7. Jahrhundert.
Zunächst sei hier des Bonosianismus3gedacht, einer Ketzerei,
die, wohl in Verbindung mit dem Arianismus, aus dem sie sich auch
rekrutierte, nach Spanien gekommen, sich dort bis ins 7. Jahr-
hundert gehalten hat4. Ihre dogmatische Einstellung im ganzen
geht uns hier nichts an. Aber aus ihr ergab sich in bezug auf die
Taufe, daß die zu den Bonosianern Übertretenden und zu ihnen
Gehörenden nicht in nomine trinitatis, also überhaupt nicht christ-
lich getauft wurden. Und so sah sich denn die katholische Kirche
gezwungen, jemanden, der aus der Sekte der Bonosiaci zu ihr über-
treten wollte, zu taufen —■ es handelte sich da nicht um Wiedertaufe,
die ja die Kirche verwarf. Das ergibt sich aus dem Schreiben

1 Gap. 132 (MSL 96, 166). Die folgende Belehrung über das Gebet und
die Auslegung des Vater Unser stammt aus Augustin ep. 130 ad Probam c. lOff.
s. MSL 33, 501. Vgl. auch c. 136: Post regenerationem nativitatis spiritalis,
post gratiam coelestis unctionis, post doctrinam Dominicae orationis, post
invocationem divinae paternitatis, convenit iam pervenire ad participationem
coelestis refectionis. Vgl. zu dieser Sitte sermo de effetatione (Anecdota Mared-
solana I, p. 411): non enim orabitis hanc orationem (sc. Dominicam) nisi post
baptismum; cf. Wiegand a. a. O. S. 199, Anm. 2.
2 Cap. 136 (MSL 96, 168ff.)• Daß die Täuflinge mit weißen Kleidern an-
getan werden, sagt ganz kurz, gleichsam nebenbei cap. 139 (MSL 96, 170):
Praemissis ex toto sacramentis expletis, erit aliquibus diebus renatus homo
indesinenter ecclesiae conventui et choris adhaerens, indutus vestibus albis.
Über das Ablegen der albae s. meinen Aufsatz „Der weiße Sonntag“ in Monat-
schrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst 1925, S. 89ff.
3 Vgl. dazu Loofs HRE3 III, 314—317; H. v. Schubert, Geschichte der
christl. Kirche im Frühmittelalter, 1921, S. 162.
4 Der spanische Bischof Audentius, Ende des 4. Jahrhunderts, soll die
Bonosiaci erwähnt haben, vorausgesetzt, daß das nicht nur eine Behauptung
des Gennadius ,De vir. ill.‘ c. 14 (MSL 58, 1068) ist. Justinian von Valencia
s. o. S. 13 f. hat in seiner 2. responsio geschrieben contra Bonosianos, qui
Christum adoptivum filium et non proprium dicunt.
 
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