Zur Geschichte der Taufe in Spanien. II.
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Auf jeden Fall müssen wir den Verhandlungen, die hin und
her auf spanischem Boden im 6. und 7. Jahrhundert über diese
Frage der simplex oder triplex immersio geführt werden, entnehmen,
daß beide, der alte und der neue Brauch, nebeneinander bestanden
haben* 1 *. Daß ein solcher Zwitterzustand innerhalb bestimmter
Grenzen als störend und unangenehm empfunden wurde, verstehen
wir wohl, und daraus erklärt sich, daß sich in einzelnen Kirchen-
provinzen Spaniens das Bestreben bemerkbar machte, in diesem
Punkte, wenigstens für das betreffende Gebiet, zu einer Einheit-
lichkeit der Sitte zu kommen. In welcher Weise man das zu er-
reichen suchte, und wie man dabei gefahren ist, soll hierunter dar-
gestellt werden.
a) Wir wenden uns zunächst dem Nordwesten Spaniens,
Galläcien, zu. Hier hatten sich Anfang des 5. Jahrhunderts die
Sueven angesiedelt. Als sie nach Spanien kamen, waren sie noch
Heiden. Hier sind sie dann, inmitten eines Gebietes, auf dem sich
einzelne christliche Gemeinden befanden, Christen geworden, viel-
leicht zuerst in der Form, die dort heimisch war, die mehr oder
weniger dem allgemeinen Christentum entsprach, ohne daß es aus-
gesprochen römisch-katholisch war. Danach hatten sie sich aber
maliges Untertauchen als das allein zulässige gefordert; sie wollten das eine
göttliche Wesen nicht getrennt wissen. Ob sie noch weiter gegangen sind und
wie Praxeas die Taufe ei<;TÖvTouxuptoi>h-dcvcrrov Röm 63 betont haben, ist fraglich,
cf. Sozomenus h. e. VI 26, VII 17, Socrates h. e. V 24, Theodoret haer.
fab. IV 3, Philostorgius X 4, s. auch HRE3 (Loofs) V 600. Die andere Gruppe
der Arianer, die auf jeden Namen der Trinität besonders taufte, und ihrerseits
sich so zu dem großkirchlichen Standpunkt, dem dreimaligen Untertauchen
hielt, wollte durch diese Übung bei aller Unterscheidung innerhalb der Trinität
die divinitas der 3 Personen erhalten sehen. Diesen letzteren Standpunkt
nahmen auch die spanischen Arianer ein, sodaß der Bischof Martin von Braga
in seinem Brief an Bonifatius — über diesen Brief s. u. S. 16f. —- schreiben
konnte agis tertio nomen invocari et tertio tingi certissime Arianum est.
1 Sätze wie der G. Rietschels (Lehrbuch der Liturgik 1909, 2. Band, S.46)
„Nur die spanische Kirche hat zur Bekämpfung des Arianismus und, um die
Einheit der drei Personen der Trinität zu betonen, ausdrücklich die einmalige
Untertauchung“ und der F.Wiegands (Die Stellung des apostolischen Symbols
im kirchlichen Leben des Mittelalters I 1899 S. 199) „die Taufe selbst besteht
in Spanien in einem einmaligen Untertauchen“ bedürfen, weil sie mit ihrer
Verallgemeinerung „die spanische Kirche“ und „in Spanien“ nicht zutreffen,
der Richtigstellung. Beide Forscher lassen wohl selbst in Anmerkungen
Korrekturen dazu folgen, aber ihre Hauptsätze verführen weithin dazu, daß
für die spanischen Kirchenprovinzen insgesamt eine Uniformität behauptet
wird, die doch eben, wie uns die Zeugnisse lehren, nicht bestanden hat.
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Auf jeden Fall müssen wir den Verhandlungen, die hin und
her auf spanischem Boden im 6. und 7. Jahrhundert über diese
Frage der simplex oder triplex immersio geführt werden, entnehmen,
daß beide, der alte und der neue Brauch, nebeneinander bestanden
haben* 1 *. Daß ein solcher Zwitterzustand innerhalb bestimmter
Grenzen als störend und unangenehm empfunden wurde, verstehen
wir wohl, und daraus erklärt sich, daß sich in einzelnen Kirchen-
provinzen Spaniens das Bestreben bemerkbar machte, in diesem
Punkte, wenigstens für das betreffende Gebiet, zu einer Einheit-
lichkeit der Sitte zu kommen. In welcher Weise man das zu er-
reichen suchte, und wie man dabei gefahren ist, soll hierunter dar-
gestellt werden.
a) Wir wenden uns zunächst dem Nordwesten Spaniens,
Galläcien, zu. Hier hatten sich Anfang des 5. Jahrhunderts die
Sueven angesiedelt. Als sie nach Spanien kamen, waren sie noch
Heiden. Hier sind sie dann, inmitten eines Gebietes, auf dem sich
einzelne christliche Gemeinden befanden, Christen geworden, viel-
leicht zuerst in der Form, die dort heimisch war, die mehr oder
weniger dem allgemeinen Christentum entsprach, ohne daß es aus-
gesprochen römisch-katholisch war. Danach hatten sie sich aber
maliges Untertauchen als das allein zulässige gefordert; sie wollten das eine
göttliche Wesen nicht getrennt wissen. Ob sie noch weiter gegangen sind und
wie Praxeas die Taufe ei<;TÖvTouxuptoi>h-dcvcrrov Röm 63 betont haben, ist fraglich,
cf. Sozomenus h. e. VI 26, VII 17, Socrates h. e. V 24, Theodoret haer.
fab. IV 3, Philostorgius X 4, s. auch HRE3 (Loofs) V 600. Die andere Gruppe
der Arianer, die auf jeden Namen der Trinität besonders taufte, und ihrerseits
sich so zu dem großkirchlichen Standpunkt, dem dreimaligen Untertauchen
hielt, wollte durch diese Übung bei aller Unterscheidung innerhalb der Trinität
die divinitas der 3 Personen erhalten sehen. Diesen letzteren Standpunkt
nahmen auch die spanischen Arianer ein, sodaß der Bischof Martin von Braga
in seinem Brief an Bonifatius — über diesen Brief s. u. S. 16f. —- schreiben
konnte agis tertio nomen invocari et tertio tingi certissime Arianum est.
1 Sätze wie der G. Rietschels (Lehrbuch der Liturgik 1909, 2. Band, S.46)
„Nur die spanische Kirche hat zur Bekämpfung des Arianismus und, um die
Einheit der drei Personen der Trinität zu betonen, ausdrücklich die einmalige
Untertauchung“ und der F.Wiegands (Die Stellung des apostolischen Symbols
im kirchlichen Leben des Mittelalters I 1899 S. 199) „die Taufe selbst besteht
in Spanien in einem einmaligen Untertauchen“ bedürfen, weil sie mit ihrer
Verallgemeinerung „die spanische Kirche“ und „in Spanien“ nicht zutreffen,
der Richtigstellung. Beide Forscher lassen wohl selbst in Anmerkungen
Korrekturen dazu folgen, aber ihre Hauptsätze verführen weithin dazu, daß
für die spanischen Kirchenprovinzen insgesamt eine Uniformität behauptet
wird, die doch eben, wie uns die Zeugnisse lehren, nicht bestanden hat.