Metadaten

Glaue, Paul [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Zur Geschichte der Taufe in Spanien, 2: Nachrichten über die Taufsitten bis 711: Konzilsbestimmungen und Schriftstellerzeugnisse — Heidelberg, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38935#0016
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Paul Glaue:

bald — und das ist nicht zu verwundern — dem Christentum ihrer
Volksgenossen zugewandt, dem sog. Arianismus. In dieser Zeit
war es nun, daß ein Bischof Profuturus von Braga sich in Rom
Bescheid erbat, wie es eigentlich mit dem Untertauchen bei der
Taufe, ob einmal oder dreimal, zu halten sei. Er hatte vielleicht in
Galläcien selbst, vielleicht auf Reisen in anderen Teilen Spaniens
von der Verschiedenheit in der Taufsitte Kenntnis erhalten, war
irre geworden, welche Form die richtige sei, und wandte sich um
Auskunft nach Rom. Der römische Bischof Vigilius schrieb an ihn
im Jahre 5381 und behandelte die angeschnittene Frage dahin, daß
nur die dreifache Untertauchung zu billigen sei2. Und demgemäß
— die Herrscher in Galläcien sind inzwischen römisch-katholisch
geworden — wurde auf der 1. Synode zu Braga 561 beschlossen,
die Taufe dem römischen Ordo entsprechend zu halten (Canon 5),
also, so darf man schließen, auch dreimal unterzutauchen3. Wenig
später verfaßte der entschieden im römisch-katholischen Christen-
tum stehende Bischof Martin von Braga4 seinen Brief an Bischof
Bonifatius ,De trina mersione‘5. Hier tritt Martin mit großer Ent-
1 Der Text dieses Briefes steht nicht unbedingt fest. Er ist zunächst
einmal mit falscher Adresse überliefert. Sodann fragt es sich, 1. ob der Brief
das Gap. 2 hatte oder nicht; 2. ob dem Brief die Gan. Apost. 49 und 50 mit
beigegeben waren oder nicht; 3. ob der Brief nicht eine Verkürzung erfahren
hat. Ein kurzes Excerpt dieses Briefes nämlich (aus Mansi, Sacr. conc. coli. I,
417, mitgeteilt in MSL 69, 19), enthält auch die Worte Terna mersio fiat
in baptismo. Wenn nun dieser Brief auf der 1. Synode zu Braga (can. V) ver-
lesen (s. MSL 84, 566) und dementsprechend über die Taufe beschlossen
worden ist, wenn ferner, was höchst wahrscheinlich ist, Martin von Braga in
seinem Brief de trina mersione sich auf diesen Brief bezieht (s. o.), so kann man
wohl mit Sicherheit schließen, daß in diesem Brief des Vigilius tatsächlich von
einer dreimaligen Untertauchung die Rede war. Der Brief steht in MSL 69,
15, in Baluzius, Nova collectio conciliorum 1289'—1290 Anm. 1; vgl. Caspari,
Martin von Bracaras Schrift ,De correctione rusticorum1, Christiania 1883,
S. XLIII, Anm. 1.
2 Mansi, Sacr. conc. coli. IX, 777.
3 Hefele, Gone.Gesch.III, 15—20; Mansi, Sacr.conc.coli. IX, 777. Der
Ordo selbst ist leider nicht bekannt, cf. Gams, Kirchengeschichte von Spanien
11,1, 459ff.
4 Über diesen, der seit ca 550 in Spanien weilte, gebürtig, a. 515 etwa,
aus dem Orient, vielleicht Pannonien, und der von 563—580 Bischof von Braga
war, s. Florez, Espana sagrada XV (Madrid 1759) p. 422—425 und Caspari
in der soeben angegebenen Schrift S. XLI—XLVI und insbesondere H. von
Schubert, Geschichte der christlichen Kirche im Frühmittelalter, 1921, 183f.
5 Wo Bonifatius sich befand, ist nirgends angegeben. Der Brief ist ab-
gedruckt bei Florez a. a. O. und bei Caspari a. a. O.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften