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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0011
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Kyrios Jesus.

11

nur ein zweites Element der Psalmensprache, das sich im alttesta-
mentlichen Psalter und in den salomonischen Oden häufig findet1.
Es war schon hervorgehoben, daß sich in diesem Liede nirgends ein
Verbum am Ende eines Satzes findet. Seine ausgezeichnete Stellung
ist entweder der Anfang oder die Mitte. Am Anfang steht es in der
zweiten Strophe, aber auch die erste und dritte Strophe bilden kaum
eine Ausnahme, da das Verbum hier einem Partizipium folgt, wie
es auch in semitischer Sprache notwendig wäre. In der zweiten
Hälfte des Psalmes findet sich endlich noch ein drittes Stilelement.
Vicht mehr partizipiale, sondern nominale Wendungen bestimmen
das Gefüge der Strophen2; sie schildern auch nicht mehr eine
vollendende Tat, sondern ein vollendetes Sein. Und man weiß,
daß die Fülle der Nomina wiederum die Art semitischer Poesie be-
stimmt. So weist der Psalm eine eigentümliche Verbindung von
Stilelementen auf, die nicht nur auf semitischem Boden gebräuch-
lich, sondern — was hier wichtiger ist — Zeichen liturgischer Poesie
sind. Man darf darum sagen, daß dieser Psalm, der in der jubelnden
Anbetung des Weltalls mündet, selbst ein jubelndes Gebet ist,
trotzdem er nur gegenständlich erzählt und nirgend persönlich
bekennt; oder um es mit einem ebenso im Judentum wie im Ur-
christentum heimischen Worte zu sagen, er ist eine zuyjxpiaxiff.
im strengen Sinne. Die Gründe und Folgen dieser eigentümlichen
Art werden später aufzuzeigen sein.
Wenn in diesem Text ein von Paulus nicht geschaffener, son-
dern übernommener urchristlicher Psalm vorliegt, so ist zu erwarten,
daß Paulus irgendwie seine Absicht andeutet, in tradierten Worten
den bisherigen Gedankengang fortzusetzen. Offenbar hat der den
Hymnus einleitende Satz den Sinn, von der bisher eingehaltenen
Paränese zu dem Vorbild aller paränetischen Ermahnung überzu-
leiten und so das Folgende an das Vorangegangene zu knüpfen:
TOUTO (ppovstxs SV Ugtv 6 XOcl SV XpiGTOj ’ Iy]GOU3
1 z. B. Ps. 79 u. ö.; ferner Od. Sal. 19. 31. 33 u. ö.
2 In der vierten Strophe herrschen noch die Verben. Die Voranstellung
des Subjektes ist freilich nur griechisch möglich. Es bleibt dabei zu erwägen,
ob nicht der stärker griechisch empfindende Paulus stark ausgeprägte Semi-
tismen in der Wortstellung beim Zitieren geändert hat.
3 An dem Sätzchen ist schon in den Handschriften viel herumgebessert
worden:
1. Kc D E F G K L P schieben hinter touto ein yap ein; es findet sich nicht
bei K* ABC.
2. opoveixe haben S A B C* D E F G, dagegen <ppovsla-9-u C3 K L P.
 
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