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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0047
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Kyrios Jesus.

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herausgehoben wird. Hier ist deutlich das Subjekt der Handlung-
genannt: hsop. Es ist in gewissem Sinne das einzige des Gedichtes;
denn in den ersten drei Strophen erschien der Träger alles Handelns
nur unter der dunkel andeutenden Bezeichnung: „Der in göttlicher
Gestalt war“, und in den beiden folgenden ist das gemeinte Subjekt
unter alttestamentlichen Bildern verhüllt (ttocv yovu und toxök
ykcoGoa). Diesem einzigen Subjekt ist ein doppeltes Prädikat in
unmittelbarem Zusammen gegeben wie niemandem sonst unter den
in dem Gedichte genannten Gestalten. Und beide stehen zuein-
ander mit ihrem Objekt au-rov und aurcp in chiastischer Wort-
stellung, so daß die Notwendigkeit besteht, sie auf zwei Zeilen zu
verteilen. Endlich ist auch das letzte Objekt: to Övoga tö U7tsp
Tiav Övoga von einer sonst nicht begegnenden erhabenen und dunklen
Feierlichkeit des Klanges und Gehaltes. So ist der überwältigende
Anfang dieser zweiten Psalmenhälfte in vollendeter sprachlicher
Form bezeichnet.
Der Form dieser Strophe entspricht ihr religiöser Gehalt. Das.
SO, das durch ein xou noch verstärkt ist, faßt alles bisherige zusam-
men und leitet zu dem folgenden über. Ist schon die doppelte Set-
zung dieser Partikeln in dem sonst mit solchen Wörtern kargenden
Psalm merkwürdig und allein dadurch erklärlich, daß hier die Peri-
petie des Gedichtes liegt, so ist die besondere Art dieser Überleitung
wieder sehr eigentümlich1. Denn „deshalb“ gibt eine logische
Folgerung an; was aber voranging, deutete eine Reihe von histori-
schen und mythischen Geschehnissen an. Indes diese Schwierigkeit
löst sich alsbald auf und hinter ihr wird ein tiefer Gedanke sichtbar.
Es ist gerade das Auszeichnende dieser Geschehnisse, daß sie den
Zusammenhang eines letzten Sinnes sichtbar enthüllen. In aller
ihrer Einmaligkeit und Jeweiligkeit repräsentieren sie den zeitlosen
Sinn einer göttlichen Offenbarung; sie sind beides zugleich, Sinn
und Tatsache, Offenbarung und Geschichte, Logos und Mythos.
Aus der Folge von Geschehnissen kann darum mit Notwendigkeit
gefolgert und sinnbestimmte Folgerungen können wie geschicht-
liche Ereignisse erzählt werden; die Einheit, die beides möglich
macht, ist die Tatsache des Glaubens, der auf Offenbarung sich
gründet und sie dennoch an der Geschichte erlebt. Die sachliche
Möglichkeit, den Inhalt der nächsten Strophen als den notwendigen
Schluß aus den ersten drei hinzustellen deutet das erste Prädikat an:
1 Ein ähnliches 816 begegnet auch Lk. 1, 35, worauf Holl aufmerksam
gemacht hat (Sitz.-Ber. Berl. Akacl. 1919, 6); s. auch S. 51 Anm. 3.
 
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