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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0074
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7'j

Ernst Lohmeyer:

schensohnes und des Todes erhöht und ihn damit „sich gleich“
gesetzt. Nicht hellenistische Gedanken sind es also, die den Begriff
des Kyrios prägen, sondern ursprünglich jüdische, die mit einer
Menschensohndogmatik gesetzt sind. Erst von seiner kosmischen
Würde aus wird er denen „unser Herr“, die ihn schon in der Gegen-
wart des Glaubens und der Gemeinde als Herrn der Welt in eschato-
logischer Zeit wissen. Doch ist auch diese Folgerung hier nicht ge-
zogen. Mit der Korrelation Menschensohn—Kyrios, die durch
das Wunder der Erhöhung wirklich geworden ist, ist dann nicht
nur die Möglichkeit, sondern die Notwendigkeit gegeben, von diesem
Herrn alles zu bekennen, was von „dem Herrn“ in der heiligen
Schrift des AT bekannt und offenbart ist. Sie liegt wiederum in
der Tat der Erhöhung, mit der Gott ihm „den Namen über alle
Namen“ geschenkt hat. So hat es einen tiefen sachlichen Sinn,
wenn der Psalm mit alttestamentlichen Worten endet.
Es war die Besonderheit dieses Liedes, daß es in drei Stadien
von ein und demselben Wesen spricht und dennoch diese Einheit
in der Dreiheit der Daseinsformen nicht benennt. In dem paulini-
schen Zusammenhänge ist zweifellos dieser einheitliche Träger der
Geschichte zwischen Himmel und Erde Christus. Aber wie er auch
immer gefaßt werde, als Eigenname oder als Würdetitel, die Be-
nennung „Christus“ hat in den Motiven des Liedes keinen Grund;
sie wird am Schluß als bekannt und gegeben vorausgesetzt. Wer
ist dann dieser eine Träger des Geschehens ? Es ist ein anderer,
„der in göttlicher Gestalt war“, ein anderer, der „als Menschensohn
erfunden war“, ein anderer auch, den Gott zum Kyrios des Alls
erhöhte, und doch ist es immer ein und derselbe „Er“; diese
Andersheiten sind gleichsam nur die verschiedenen Formen einer
und derselben Offenbarung. Aber was ist denn hier offenbart ?
Die Einheit des Gedichtes ist sachlich das göttliche Gesetz: Per
aspera ad astra; oder jüdisch gesprochen: durch menschliche
Niedrigkeit zur göttlichen Hoheit. Aber bezeichnet dieses Gesetz
nicht nur den Weg des göttlichen Geschehens ? Es ist die Tiefe
dieser Anschauung, daß mit solchem Weg auch der Sinn alles Ge-
schehens und Bestehens gegeben ist, oder religiös betrachtet, daß
in der gläubigen Erfahrung von der göttlichen Notwendigkeit
dieses Weges auch die Gewißheit der eschatologischen Vollendung
von Gott und Welt in dem Kyriostum Christi begründet ist. Diese
Vollendung kommt zu dem Bestände der Welt nicht als ein Äußeres
und Fremdes hinzu, sondern ist mit ihm gesetzt: Schöpfung der
 
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