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Barth, Kaspar; Hoffmeister, Johannes [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 2. Abhandlung): Deutsche Fragmente von Kaspar Barth aus der Ratsschulbibliothek Zwickau — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39955#0007
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Deutsche Fragmente von Kaspar Barth.

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liehe windlein gleichsam]), wo sie hin will, gehoben. Die aller kunst
reichsten Mahler haben dieses Bilt ihnen entworfen undt aufs
aller schönste so müglich, abgemahlet, auf daß man sie der malh
eins die Helenam, drey gottin der Holtselikeitt, oder auch Venerem
so derselben Meisterin ist, abbilden sollen, die nach Laidis figur,
als einem rechten Spigell der Schonheitt, sich richten können Vndt
nach derselben, die sie ihnen zu einem Vorbilt abgesetzt, mit
wirdiger gestalt, die Göttlichen leiber, abconterfreyen. Balt hatt
ich vergessen zu erzehlen, wie die schonen Cydonien äpflein an ihrer
Brust, so mitt grosser gewaltt aufzutringen sich unterstehen, die
binden, damitt sie ihre Brust zusammen geschnürett. Ferner sind
also artlich gefügt, vndt zärtlich geschaffen alle giider meiner
allerlibsten, das wer sie ein wenig streng angreift, sagen möchte,
es wehren alle knochlein derselben, gleich von grosser Zärtte wie
zerschmoltzen, Arndt hin undt wider leichtlich zu zihen. Den auch
diseiben neben dem Fleische so sie umb sich haben, gleich die
geublein* 1 der angetrukten Finger erzeigen vndt behaltten, vndt
den armen der umb fangenden libhaber weichen. Aber wan sie
redet, Ach Gott, waß sindt fuhr Holtselikeitt iren süssen Sprache,
wie woIberedt ist ihre Zunge. Aller holl seligen vndt freuntlichen
Göttin hertzbewegende Liblikeitten, sindt bey ihr zu finden wen
sie einmahl zu lachen anfanget.
Auff diese weise vndt Manir blühende meine Libe, begabet
mitt Schätzen aller Schonheitt undt durch diseiben über alle
Aveibliches nahmens, durch einen anmutigen undt üblichen Stoltz
erhaben, kan ihm gar nichten auch die Misgunst selber einiges
mangels bezeigen. Warumb hatd mich eben für andere die Göttin
der Libe mit clisem ausbuntcl der Schönheit begabet. Sie hatd
nicht unther mihr als einem Richter der Schönheit wegen mit
andern Göttinnen gerechten. Ich habe auch nicht gegen Balladen1
vndt Junonem, des Yrteill auff ihre Partey gesprochen. Ich habe
ihr nicht, als der schönsten, den Apfell gereichet, der ein Anzeiger
des Sigs gewesen. Noch gibt Sie mihr ohn Verdinst clise schöne
Helenam.
0 Du Ynsterbliehe, heiligste Yenus, was soll ich Dir fuhr Opfer
gegen diser außerkornen gestaltt, hinwider vehrehren ? Deren zAvar
halben alle so sie nuhr ein mahl an thun blikken, alle Götter an-
ruffen, vndt sie bitten, das diser Schonen kein Misgunstiges Auge

1 Spitzen.
1 Akkusativ von Pallas.
 
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