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Levy, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 5. Abhandlung): Die römische Kapitalstrafe — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40156#0045
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Die römische Kapitalstrafe.

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capitalis-Begriff der kaiserzeitlichen Entwicklung anzupassen. Diesen
Zweck erfüllt am besten1 das eximitur caput de civitate. Es ist
ein Kind der spätklassischen Theorie, nicht etwa, wie man noch
heute vorwiegend annimmt, eine Spiegelung des Urbegriffes.
Nebenher läuft ein anderer Versuch, den neuen Sinn von
capitalis zu umschreiben. Die gradus poenarum stellt Callistratus
6 cognit. D. 48, 19, 28pr. § 1 (Nr. 39. 42), wie folgt, dar2:
Capitalium poenarum fere isti gradus sunt, summum
supplicium esse videtur ad furcara damnatio. item vivi cre-
matio . . . item capitis amputatio. deinde proxima morti poena
metalli coercitio. post deinde in insulam deportatio . . ,3
§ 1 Ceterae poenae ad existimationem, non ad capitis peri-
culum pertinent veluti relegatio ad tempus vel in perpe-
tuum vel in insulam vel cum in opus quis publicum datur
vel cum fustium ictu subicitur.
Hier wird das Wesen der Kapitalstrafe nicht in der Entziehung
der civitas, sondern darin erblickt, daß sie ad capitis periculum
pertinet. Den Kopf in Gefahr bringen in der Tat auch Bergwerks-
strafe und Deportation, weil sie — und nur sie —, wie gerade
Callistratus berichtet4, im Falle des Bannbruchs sich zur Todes-
strafe steigern.5 Diese Auffassung lehnt sich enger an den histo-
rischen Werdegang an als die unter den Klassikern herrschend
gewordene6; sie unterscheidet sich von ihr aber anscheinend7 auch
praktisch, insofern sie das lebenslängliche opus publicum als nicht-
kapital betrachtet (eod. §§ 1 und 14). Vielleicht ist gerade diese
Konsequenz nicht auf Gegenliebe gestoßen. Durchgesetzt hat sich
1 Und vollständiger noch als die klassischem Muster entnommenen Inst.
4, 18, 2, wo es hinter dem mit Paul. D. 48, 1, 2 wörtlich übereinstimmenden
Anfangssatz heißt: Capitalia dicimus quae ultimo supplicio adficiunt vel aquae
et ignis interdictione vel deportatione vel metallo.
2 Ulp. D. eod. 6, 2 und [Paul.] sent. 5, 17, 2 vermeiden bei ihrer Aufstel-
lung wohl nicht ohne Absicht die Termini caput und capitalis.
3 Vgl. Lenel, Pal. I 91 und u. S. 46 f.
4 D. eod. 28, 13, 14; s. auch Marcian. D. eod. 4.
5 Noch ein anderer Gesichtspunkt für das in der Deportation liegende
capitis periculum bei Modestinus (Krüger, Collectio II 161; Seckel-Kübler II
169): deportatis vero hae solent insulae adsignari, quae sunt asperrimae quaeque
sunt paulo minus summo supplicio comparandae.
6 Capitalis in diesem Sinne ist die unbedingte und die bedingte Todes-
strafe : vgl. ob. S. 38.
7 Anders Mommsen 953 3, indem er den § 1 nur «vom opus publicum auf
Zeit» versteht.
 
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