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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0010
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10

Eugen Täubler:

Mitte ergeben sich Maßverhältnisse, clie Längen verdoppeln sich
im Verhältnis zueinander: 25 m lang der Quergraben, 50 m die
Breiten des Platzes, 100 m die Längen. Schon aus dem bisher
Gesagten ist deutlich, daß dieser Platz, von einem eigenen Graben
umgeben aber nicht auf Pfählen stehend, ein Bereich mit eigener
Bestimmung neben dem bewohnten Teil der Stadt und dem Friedhof
war und daß er zu dem bewohnten Teil in engerer Beziehung stand
als der Friedhof. Das unbebaute Gelände ließ an ein Forum denken,
die Gruben in der Mitte lenkten die Vermutung auf einen sakralen
Bezirk, die Sicherung durch einen Graben und die feuerfeste Auf-
schüttung auf eine Zufluchtsstätte; alles gewiß richtig1. Es war
ferner richtig, daß man sich von dem inneren Bechteck zu der Ver-
mutung bestimmen ließ, das Trapez gehe auf ein Bechteck zurück;
aber der Ansatz, den Pigorini und v. Dühn machten2, die Um-
wandlung zu erklären, kann nicht richtig sein3, und ebensowenig die
Annahme, der Zweck der Umwandlung sei nur der gewesen, das
einströmende Wasser durch den spitzen Winkel im Südwesten
besser zu teilen und im Fluß zu erhalten4. Es stünde in keinem Ver-
hältnis zueinander, daß die einfache Grundform des Lagers für
diesen Zweck in das komplizierte Gebilde des Trapezes umgeformt
worden wäre. Das Motiv der Umformung muß innerlicher und
zwingender sein: die Anlage muß in allen Teilen, in ihrem Umriß
wie in ihrer inneren Gestaltung, nicht durch zufällig miteinander
verbundene Absichten religiöser, sozialer und technischer Art
zustande gekommen, sondern von einem einheitlichen Prinzip
beherrscht sein; sie wird auch nicht auf einen rechnerisch und kon-
struktiv hergestellten Plan zurückgehen, sondern wir werden an-
nehmen müssen, daß sie mit den einfachsten Mitteln unmittelbar
auf dem Boden ausgeführt wurde. So erklügelt und errechnet die
1 Da man nach anderen Beispielen nur eine zum Templum führende
Brücke als notwendig ansehen muß und die auch von Norden und Süden
hinüberführenden Brücken sich in Castellazzo nur dadurch erklären, daß hier
auch nördlich und südlich des Templum Wohnquartiere lagen, so ist damit
gegeben, daß nicht nur Priester auf den Platz kamen.
2 Pigorini in den Not. d. scavi 1892 S. 452 und in den Rendiconti
d. R. Accad. d. Lincei, cl. sc. mor. stör. ser. 5a II 1893 S. 997f. v. Duhn
in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern 1894 S. 149 A. 1 und S. 151.
3 Sie zogen das Rechteck um das ganze Trapez, das sie im Norden
und im Süden um zwei rechtwinklige Dreiecke ergänzten.
4 Pigorini in den Not. d. scavi 1892 S. 452, 1895 S. 10 A. 1, im Bull,
pal. XXIII 1897 S. 61, XXVI 1900 S. 108ff. u a. a. St. So auch v. Duhn
und andere. Ich komme darauf in den Schlußbemerkungen zurück.
 
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