Terremare und Rom.
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Das hat Kroll, der auf Thulin zurückgeht, erkannt (S. 1221'.),
aber anstatt von Thulins These abzukommen, ihr nur eine andere
Form gegeben. Hatte Thulin den Zusammenhang eines Gruben-
opfers auf dem Palatin mit der Stadtgründung bewahrt, aber den
Mundus ausgeschaltet und Ovids Grubenopfer in ganz unbe-
stimmter Weise auf den Zusammenhang mit einem Terminations-
kult umgedeutet, so hat Kroll den Mundus bei Ovid beibehalten
und mußte dann Thulins These zuliebe jeden Zusammenhang
des Mundus mit der Stadtgründung bestreiten: dieser Zusammen-
hang soll durch eine fiktive Übertragung des Terminusopfers auf
den Mundus entstanden sein, ein Antiquar soll das verschuldet
haben, um den Mundus ebenso wie die casa Romuli und den ficus
Ruminalis mit Romulus und der StadtgTündung in Verbindung zu
bringen, von diesem Antiquar soll es zu Ovid und Plutarch gekom-
men sein. Der Grund, den überlieferten Zusammenhang zu leugnen,
bestand lediglich darin, daß der Mundus eine offene Grube war,
Grube und Opfer bei Ovid aber „Ähnlichkeit . . . mit dem Opfer
an den Terminus“ hätten. Zu dem, was bereits dagegen bemerkt
ist, kommt nun zunächst noch die Unvergleichbarkeit der Gruben
hinzu: an der Grenze der Feldmark eine Grube, in die der Grenz-
stein eingelassen wurde und die nur einmal vorher der Aufnahme
von Opfergaben gedient hatte, während die späteren Opfer dem
Stein selbst galten (Dion. Hai. oben S. 45 A. 3); der Mundus
eine im untersten Teil ausgeweitete Grube, in die man zu Kult-
zwecken dreimal im Jahr hinabstieg (oben S. 43). Man mache
sich deutlich: der Antiquar soll das, was ihm von der Begründung
des mit jährlichen Opfern gefeierten Terminus bekannt war, auf
den palatinischen Mundus übertragen haben, um diese ebenfalls
fortdauernd kultisch benutzte Grube mittels eines innerhalb der
Stadt unverständlichen Terminationsopfers zur Stadtgründung in
Beziehung bringen zu können.
Wie Kroll die Beziehung Ovids auf den Mundus beibehielt,
so hat er auch das Erdopfer im Gegensatz zu Thulin nicht beiseite
gelassen. Aber auch dies spricht gegen ihn. Er hat (S. 123 Anm.)
einen Bericht des Lydus, Romulus habe die Zuzügler Erdschollen
aus ihrer Heimat mitbringen lassen und diese dann von außen
lassen. Wenn Verrius Flaccus oder Varro auch für diesen Teil seine Quelle
war (Schanz Gesch. d. röm. Liter. II l3 S. 313f.), bliebe immer noch die Mög-
lichkeit, daß der Zusatz von Ovid ist.
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Das hat Kroll, der auf Thulin zurückgeht, erkannt (S. 1221'.),
aber anstatt von Thulins These abzukommen, ihr nur eine andere
Form gegeben. Hatte Thulin den Zusammenhang eines Gruben-
opfers auf dem Palatin mit der Stadtgründung bewahrt, aber den
Mundus ausgeschaltet und Ovids Grubenopfer in ganz unbe-
stimmter Weise auf den Zusammenhang mit einem Terminations-
kult umgedeutet, so hat Kroll den Mundus bei Ovid beibehalten
und mußte dann Thulins These zuliebe jeden Zusammenhang
des Mundus mit der Stadtgründung bestreiten: dieser Zusammen-
hang soll durch eine fiktive Übertragung des Terminusopfers auf
den Mundus entstanden sein, ein Antiquar soll das verschuldet
haben, um den Mundus ebenso wie die casa Romuli und den ficus
Ruminalis mit Romulus und der StadtgTündung in Verbindung zu
bringen, von diesem Antiquar soll es zu Ovid und Plutarch gekom-
men sein. Der Grund, den überlieferten Zusammenhang zu leugnen,
bestand lediglich darin, daß der Mundus eine offene Grube war,
Grube und Opfer bei Ovid aber „Ähnlichkeit . . . mit dem Opfer
an den Terminus“ hätten. Zu dem, was bereits dagegen bemerkt
ist, kommt nun zunächst noch die Unvergleichbarkeit der Gruben
hinzu: an der Grenze der Feldmark eine Grube, in die der Grenz-
stein eingelassen wurde und die nur einmal vorher der Aufnahme
von Opfergaben gedient hatte, während die späteren Opfer dem
Stein selbst galten (Dion. Hai. oben S. 45 A. 3); der Mundus
eine im untersten Teil ausgeweitete Grube, in die man zu Kult-
zwecken dreimal im Jahr hinabstieg (oben S. 43). Man mache
sich deutlich: der Antiquar soll das, was ihm von der Begründung
des mit jährlichen Opfern gefeierten Terminus bekannt war, auf
den palatinischen Mundus übertragen haben, um diese ebenfalls
fortdauernd kultisch benutzte Grube mittels eines innerhalb der
Stadt unverständlichen Terminationsopfers zur Stadtgründung in
Beziehung bringen zu können.
Wie Kroll die Beziehung Ovids auf den Mundus beibehielt,
so hat er auch das Erdopfer im Gegensatz zu Thulin nicht beiseite
gelassen. Aber auch dies spricht gegen ihn. Er hat (S. 123 Anm.)
einen Bericht des Lydus, Romulus habe die Zuzügler Erdschollen
aus ihrer Heimat mitbringen lassen und diese dann von außen
lassen. Wenn Verrius Flaccus oder Varro auch für diesen Teil seine Quelle
war (Schanz Gesch. d. röm. Liter. II l3 S. 313f.), bliebe immer noch die Mög-
lichkeit, daß der Zusatz von Ovid ist.