Terremare und Rom.
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nahm seinen Ausgang von Ovid. Wenn man allgemein angenom-
men hat, daß Ovid einen palatinischen Mundus bezeuge, so soll
man sich getäuscht haben: „das sagt Ovid nirgends“ (S. 120);
und wenn man sich auf das verläßt, was Weinstock von Ovid
zitiert (S. 116, 1), so könnte man sich von ihm wenigstens im
Zweifel am palatinischen Mundus überzeugen lassen: er läßt
nämlich den entscheidenden Anfang (apta dies legitur-
inde movetur opus), in dem der Festtag der Pales nicht nur im
allgemeinen, sondern mit Beziehung auf den Mundus als Gründungs-
tag genannt wird, weg. Unmittelbar vor diesen Versen steht das
Vogelzeichen auf dem Palatin; die ganze Versgruppe 721—860
handelt von den Parilien: nach dem Zusammenhang und nach der
Sprache des Gedichts also die gewisseste Bezeugung des Palatins,
auch wenn er nicht ausdrücklich genannt ist, wie auch der Mundus
nicht ausdrücklich genannt ist, den auch Weinstock nach dem
Inhalt anerkennt. Und dazu tritt von einer anderen Seite ebenso
entscheidend noch die materielle Bestätigung durch den auf der
Höhe des Hügels um die Stadt gezogenen Sulcus1: erst der Mundus
innerhalb der Stadt, dann um sie herum die sakrale Furche.
Das zweite ist die Deutung des Erdopfers. Weinstock inter-
pretiert das Zusammentragen der Schollen bei Plutarch und Lydus
deutlicher vom Synoikismus2 *, geht aber weiter und hält diesen
für den wahren Kern der Überlieferung, dem alles, was nicht dazu
passe, als entstellende Veränderung oder fälschende Zutat geopfert
werden müsse. Darin soll zugleich der entscheidende Beweis gegen
den Zusammenhang von Stadtgründung und Mundus und folge-
weise gegen den palatinischen Mundus liegen: hat man in dem
Schollenritus nicht mehr ein Opfer sondern nur einen symbolischen
1 Daß die Furche nicht durch die Sümpfe an der aventinischen und
kapitolinischen Seite geführt werden konnte und daß sie diesseits der Forums-
gräber verlaufen mußte, wäre sicher, auch wenn nicht Montata dell’ Orto
sie in unmittelbarer Verbindung mit der Stadt auf der Höhe des Hügels zeigte
(oben S. 25).
2 A. a. 0. S. 117. Diese Deutung gab aber bereits L. A. Milani in den
Rendic. d. R. Accad. d. Lincei ser. 3a IX 1900 S. 292 303, ebenfalls nur unter
Anerkennung des plutarchischen Mundus auf dem Comitium, griechische
Beispiele für die Erdschollen als Zeichen der Besitzergreifung gab schon
Iv. O. Mueller Orchomenos S. 352 und Dorier I2 S. S6f. und im Zusammen-
hang mit Plutarch und Lydus einen Hinweis auch Etrusker II S. 99 A. 57.
Noch mehr Beispiele bei J. Grimm Deutsche Rechtsaltertümer I4 1899 S. 167,
das. S. 156 auch römische Belege, Plin. VIII 12: victus . . . terrarn ac. verbe-
nas porrigit. Vgl. XXII 8. Festus p. 99 M. herba.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-kistor. Kl. 1931/32. 2. Abh.
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nahm seinen Ausgang von Ovid. Wenn man allgemein angenom-
men hat, daß Ovid einen palatinischen Mundus bezeuge, so soll
man sich getäuscht haben: „das sagt Ovid nirgends“ (S. 120);
und wenn man sich auf das verläßt, was Weinstock von Ovid
zitiert (S. 116, 1), so könnte man sich von ihm wenigstens im
Zweifel am palatinischen Mundus überzeugen lassen: er läßt
nämlich den entscheidenden Anfang (apta dies legitur-
inde movetur opus), in dem der Festtag der Pales nicht nur im
allgemeinen, sondern mit Beziehung auf den Mundus als Gründungs-
tag genannt wird, weg. Unmittelbar vor diesen Versen steht das
Vogelzeichen auf dem Palatin; die ganze Versgruppe 721—860
handelt von den Parilien: nach dem Zusammenhang und nach der
Sprache des Gedichts also die gewisseste Bezeugung des Palatins,
auch wenn er nicht ausdrücklich genannt ist, wie auch der Mundus
nicht ausdrücklich genannt ist, den auch Weinstock nach dem
Inhalt anerkennt. Und dazu tritt von einer anderen Seite ebenso
entscheidend noch die materielle Bestätigung durch den auf der
Höhe des Hügels um die Stadt gezogenen Sulcus1: erst der Mundus
innerhalb der Stadt, dann um sie herum die sakrale Furche.
Das zweite ist die Deutung des Erdopfers. Weinstock inter-
pretiert das Zusammentragen der Schollen bei Plutarch und Lydus
deutlicher vom Synoikismus2 *, geht aber weiter und hält diesen
für den wahren Kern der Überlieferung, dem alles, was nicht dazu
passe, als entstellende Veränderung oder fälschende Zutat geopfert
werden müsse. Darin soll zugleich der entscheidende Beweis gegen
den Zusammenhang von Stadtgründung und Mundus und folge-
weise gegen den palatinischen Mundus liegen: hat man in dem
Schollenritus nicht mehr ein Opfer sondern nur einen symbolischen
1 Daß die Furche nicht durch die Sümpfe an der aventinischen und
kapitolinischen Seite geführt werden konnte und daß sie diesseits der Forums-
gräber verlaufen mußte, wäre sicher, auch wenn nicht Montata dell’ Orto
sie in unmittelbarer Verbindung mit der Stadt auf der Höhe des Hügels zeigte
(oben S. 25).
2 A. a. 0. S. 117. Diese Deutung gab aber bereits L. A. Milani in den
Rendic. d. R. Accad. d. Lincei ser. 3a IX 1900 S. 292 303, ebenfalls nur unter
Anerkennung des plutarchischen Mundus auf dem Comitium, griechische
Beispiele für die Erdschollen als Zeichen der Besitzergreifung gab schon
Iv. O. Mueller Orchomenos S. 352 und Dorier I2 S. S6f. und im Zusammen-
hang mit Plutarch und Lydus einen Hinweis auch Etrusker II S. 99 A. 57.
Noch mehr Beispiele bei J. Grimm Deutsche Rechtsaltertümer I4 1899 S. 167,
das. S. 156 auch römische Belege, Plin. VIII 12: victus . . . terrarn ac. verbe-
nas porrigit. Vgl. XXII 8. Festus p. 99 M. herba.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-kistor. Kl. 1931/32. 2. Abh.
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