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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0076
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76

Eugen Täubler:

Ebenso unbeachtet wie die Verknüpfung des Namens mit
indogermanischen Parallelen blieb viele Jahrzehnte der Gedanke
von W. Helbig, die Erklärung in den Terremaren zu suchen: er
deutete pons von dem Pfahlrost, auf dem die Hütten standen, und
sah in dem Pontifex den Erbauer der ganzen Anlage1, v. Duhn
hat sich zu dieser Erklärung bekannt2. Neuerdings hat ihr S. Behn
eine andere Form gegeben: der Pontifex ist ihm der Erbauer der
Brücke, die über Graben und Wall in das Innere der Terremaren
führt3. Auch Helbig und v. Duhn werden wohl zunächst an die
Brücke und nicht an den Pfahlrost gedacht haben, und wenn sie
sich für diesen entschieden, so wird ein berechtigtes Bedenken sie
geleitet haben. Wir müssen fragen, was damit gewonnen sein soll,
daß die Erklärung des Namens von der Tiberbrücke an die der
Terremaren verlegt wird. Nach wie vor bleibt die Frage offen,
warum ein Priester die Brücke gebaut hat und vor allem, warum
der Priestertitel vom Brückenbau hergenommen ist. Helbig
und v. Duhn haben wohl deshalb von der Brücke abgesehen und
in der Beziehung auf die Grundlage der ganzen Stadt dem Ponti-
fex wenigstens eine größere Leistung zugesprochen. Auch diejeni-
gen, die annehmen, daß eine ursprünglich profane Funktion durch
das Hinzutreten sakraler Funktionen zu einem sakralen Amt aus-
gebaut wurde oder daß der Brückenbau ein sakrales Geschäft war
und die prähistorischen Anfänge des Pontifikats nur auf ihm be-
ruhen, haben nicht an die Terremaren gedacht, obwohl ein Zurück-
gehen in eine so ferne Zeit ihrer Ansicht sehr zugute gekommen
wäre. Nur in Verbindung mit einer dieser beiden Ansichten könnte
die Verbindung des pontifex maximus mit der Brücke der Terre-
maren für die Erklärung der Bezeichnung mehr bedeuten, als die
Verbindung mit der Tiberbrücke. Man könnte darin auch, ohne
Übertragung von Born annehmen zu müssen, die Erklärung dafür
finden, daß in latinischen Städten, die nicht an Flüssen lagen,
Pontifices vorhanden waren. Aber man müßte die Voraussetzungen
des Übergangs eines kleinen profanen Amts in das bedeutendste
sakrale Amt oder des sakralen Charakters des Brückenbaus in den
Kauf nehmen; und um beide Voraussetzungen ist es nicht gut
bestellt.
1 Bull. d. Instituto di corrisp. archeol. 1884 S. 7 f.
2 Ital. Gräberkunde I S. 117 und R. L. V. Terram. S. 261 §5. Vgl.
Pigorini im Bull. pal. XXIX 1903 S. 205. Schachermeyr a. a. 0. S. 79-
3 R. L. V. Haus Sp. 189. Ihm folgte Lehmann-Hartleben Realencycl.
Städtebau Sp. 2024.
 
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