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Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0019
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Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.

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durch Kant angeregt worden, wie Kant es von Hume gewesen,
und so weiter zurück’ — auch ein esoterischer Zusammenhang denk-
bar sei, dessen Vermittelung und Erhaltung sehr wohl das Geschäft
und der Beruf einer geheimen Gesellschaft sein könne; wiefern dies
der Maurerei wirklich obgelegen oder durch sie geschehen, wolle
er jetzt nicht untersuchen, es genüge, die Möglichkeit anzunehmen,
daß sie eines solchen Gehaltes fähig sei. Er wollte überhaupt nur
geistige Stärkung und Erhebung, aus der die kühne Tat dann von
selber hervorgehen würde, und verwarf die äußerliche Festsetzung
einer solchen, zu der man sich verschwören und deren besonderem
Zwecke man alles opfern solle.“ Was ich vorhin den gouvernemen-
talen Einschlag in Fichtes politischem Denken nannte, tritt aus
dem Schlußsatz besonders deutlich hervor und soll später noch
deutlicher werden.

II.
Die Reformliteratur.
Vorerst muß versucht werden, so gut das bei dem heute noch
ganz ungesichteten und ungesammelten Stoffe möglich ist, einen
Begriff von den sozialen und geistigen Kämpfen zu geben, die sich
am Ende des 18. Jahrhunderts um die deutsche Universität als
Unterrichts- und Bildungsanstalt abspielten. Da waren zunächst
die Forderungen, die die liberal-demokratische Aufklärung schein-
bar ganz weltanschaulich grundsätzlich erhob. Eine ihrer frühesten37
Proben ist die Schrift ,,Über die Universitäten“, die 1786 ein Un-
genannter dem Kurator der Universität Helmstedt und des Braun-
schweiger Carolinums v. Hardenberg-Reventlow widmete. Sie
enthält vier „Briefe“, deren erster ,,an den Herrn B. v. U. St. [Baron
von Ungern Sternberg ?] gerichtet ist, beginnt mit dem Bedauern,
daß die zeitgenössische Unterrichtsreform der „Philanthropine38
und dergleichen“ sich auf die protestantischen deutschen Univer-
sitäten noch fast gar nicht erstreckt habe, und rühmt dann das
etwas größere „Glück“ der Katholischen, wobei er außer den noch
nicht sehr erfolgreichen österreichischen Reformen besonders die
37 Die an das (zunächst anonyme) „Raisonnement über die protestan-
tischen Universitäten in Deutschland“ des großen Orientalisten C. D. Michae-
lis-Göttingen (Frkft.-Lpz. 1768—74) anschließende Debatte war vorwiegend
merkantilistisch-unpolitisch gewesen.
38 Der durchweg höchst unorthographische kleine Druck hat „Philan-
tropine“.

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