Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.
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Gegenüber diesem, wie man sieht, gegen Lehrkörper und
Studentenschaften gleich kritischen Ton steht vor dem eigentlichen
Hereinbrechen der politischen und sozialen Katastrophen in Deutsch-
land eine ziemlich einhellige Traditionsbejahung durch Professoren
und Studenten. Sogar das gegen Michaelis und die Göttinger
Universitäts-Aristokratie recht bissige Straßburger „neue Raison-
nement“ meint (S. 355): „Die meisten Bruderschaften unter den
Studenten, die sie Orden nennen, sind im Grunde nichts als Ver-
einigungen, die verlorne Freiheit herzustellen oder die Reste davon
zu verteidigen; vielleicht wären sie gar nicht entstanden, wenn
man jene erträgliche und in so manchem Betrachte nützliche Er-
götzlichkeiten [Fackelzüge, „Diszesse“ d. h. Abschiedsfeiern usw.]
nicht da und dorten zu sehr eingeschränkt hätte. Was diese Bruder-
schaften ausrichten, wie stark sie sich vermehren können und wie
unmöglich es sei, sie zu unterdrücken, das können alle diejenigen
wissen, die entweder selbst mit verbrüdert waren oder sonst mit
einem oder dem andern, besonders von der großen Gesellschaft
der sogenannten Esperanciers42, genaue Bekannten. Man kann dar-
aus lernen, was auf Universitäten unter jungen Leuten die Ehr-
begierde wirken könne, denn sie giebt allein den Bruderschaften
die Treue in den Verbindungen, Ausbreitung und Dauer; und wie
nötig es sei, bei einer jeden Reforme wohl zu überlegen, ob der
Trieb nach Ehre nicht zu sehr dabei geschwächet oder ob er viel-
mehr dabei unvermerkt angefeuert und dadurch erst die Reforme
erhalten werden könne.“ Der Göttinger Philosoph Christoph
Meiners43 aber, der ein Menschenalter nach Michaelis sein Buch
über „Die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten“
Gattung Zeuch durch eine Art von Gesetz oder Ermahnungs-Edikt Mode zu
machen, so wie man an einem Hofe eine Hof-Uniform unter dem Adel beiderlei
Geschlechts einführen kann“ finde ich schon in einer Schrift gegen Michaelis
(ob. Anm. 37), „Über die protestantischen Universitäten in Deutschland, neues
Raisonnement von einigen Patrioten“ (Straßb. 1769) S. 329. Lag er in der
Luft oder führt er auf Identität der Verfasser? Der des „neuen Raisonne-
ments“ polemisiert S. 125ff. scharf gegen den Kollegbetrieb der „Brotstudien“
und verlangt Besprechungs(,,Kommentations-“)stunden. Übrigens schattiert
der Gedanke später in den der Burschentracht (Lenz, Univ. Berlin 1, 405).
42 Eine in Frankreich gestiftete, in Deutschland namentlich in Göt-
tingen vorübergehend blühende Loge mit Beteiligung von Frauen. Leunings
Enzyklopädie der Freimaurerei 1 (1863), 309.
43 Seine Schriften gehörten neben den Stoikern Adam Smith, Basedow,
Abbt, Helvetius und La Bruyere zu den kanonischen der Illuminaten.
Schuster 2, 173.
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Gegenüber diesem, wie man sieht, gegen Lehrkörper und
Studentenschaften gleich kritischen Ton steht vor dem eigentlichen
Hereinbrechen der politischen und sozialen Katastrophen in Deutsch-
land eine ziemlich einhellige Traditionsbejahung durch Professoren
und Studenten. Sogar das gegen Michaelis und die Göttinger
Universitäts-Aristokratie recht bissige Straßburger „neue Raison-
nement“ meint (S. 355): „Die meisten Bruderschaften unter den
Studenten, die sie Orden nennen, sind im Grunde nichts als Ver-
einigungen, die verlorne Freiheit herzustellen oder die Reste davon
zu verteidigen; vielleicht wären sie gar nicht entstanden, wenn
man jene erträgliche und in so manchem Betrachte nützliche Er-
götzlichkeiten [Fackelzüge, „Diszesse“ d. h. Abschiedsfeiern usw.]
nicht da und dorten zu sehr eingeschränkt hätte. Was diese Bruder-
schaften ausrichten, wie stark sie sich vermehren können und wie
unmöglich es sei, sie zu unterdrücken, das können alle diejenigen
wissen, die entweder selbst mit verbrüdert waren oder sonst mit
einem oder dem andern, besonders von der großen Gesellschaft
der sogenannten Esperanciers42, genaue Bekannten. Man kann dar-
aus lernen, was auf Universitäten unter jungen Leuten die Ehr-
begierde wirken könne, denn sie giebt allein den Bruderschaften
die Treue in den Verbindungen, Ausbreitung und Dauer; und wie
nötig es sei, bei einer jeden Reforme wohl zu überlegen, ob der
Trieb nach Ehre nicht zu sehr dabei geschwächet oder ob er viel-
mehr dabei unvermerkt angefeuert und dadurch erst die Reforme
erhalten werden könne.“ Der Göttinger Philosoph Christoph
Meiners43 aber, der ein Menschenalter nach Michaelis sein Buch
über „Die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten“
Gattung Zeuch durch eine Art von Gesetz oder Ermahnungs-Edikt Mode zu
machen, so wie man an einem Hofe eine Hof-Uniform unter dem Adel beiderlei
Geschlechts einführen kann“ finde ich schon in einer Schrift gegen Michaelis
(ob. Anm. 37), „Über die protestantischen Universitäten in Deutschland, neues
Raisonnement von einigen Patrioten“ (Straßb. 1769) S. 329. Lag er in der
Luft oder führt er auf Identität der Verfasser? Der des „neuen Raisonne-
ments“ polemisiert S. 125ff. scharf gegen den Kollegbetrieb der „Brotstudien“
und verlangt Besprechungs(,,Kommentations-“)stunden. Übrigens schattiert
der Gedanke später in den der Burschentracht (Lenz, Univ. Berlin 1, 405).
42 Eine in Frankreich gestiftete, in Deutschland namentlich in Göt-
tingen vorübergehend blühende Loge mit Beteiligung von Frauen. Leunings
Enzyklopädie der Freimaurerei 1 (1863), 309.
43 Seine Schriften gehörten neben den Stoikern Adam Smith, Basedow,
Abbt, Helvetius und La Bruyere zu den kanonischen der Illuminaten.
Schuster 2, 173.