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Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0057
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Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.

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Ihre Entwürfe gleichen größtenteils denen des St. Pierre und
Mably . . . Glücklich ist Deutschland, daß seine Regierungen sich
nicht von dem Miasma der Germanomanie berauschen ließen.
Deutschland ist frei, ist wieder hergestellt wie vormals, und bloß
durch die Kräfte, die seine Regierungs-Oberhäupter in der treuen
Anhänglichkeit der Völker an ihre Person, in ihrer Bravour und
Beharrlichkeit fanden . . . Man durchlaufe doch nur die Legion
von Broschüren, Aufsätzen, Entwürfen und Bruchstücken, welche
das Reich der deutschen Literatur seit der wieder bestehenden
Integrität Deutschlands aufzuweisen hat und worin über Deutsch-
lands Rettung, Erhaltung und Verfassung verhandelt wird. Man
durchblättere sie nur und zeige aus denselben eine Idee auf, welche
für die Kongreß Verhandlungen, die in Wien und Paris abgehalten
worden sind oder wo [!] noch stattfinden sollten, tauglich gefunden
werden könnte, um angewendet zu werden. Kann es wohl einen
in die Augen fallenderen Beweis von dem überspannten oder ab-
gespannten Ideenverkehr der deutschen Politiker oder vielmehr
Germanomanen geben.“
Wird so auf dem Maßstab der Kongreß- und Allianzpolitik,
den der junge deutsche Nationalismus ja eben aufs heftigste be-
stritt, dieser dem utopischen Pazifismus der französischen Auf-
klärung zur Seite gestellt, so wird gleich darauf doch der Spieß
geradezu umgekehrt und die Versöhnung zwischen dem partikula-
ristisch-gouvernementalen Standpunkt und den Ideen von 1789
gestiftet (S. 34ff.): „Man mag Rousseau, den Ökonomisten [cl. h.
Physiokraten] und einigen anderen Denkern auch zurechnen, an
allen Übeln, welche die Französische Revolution über Europa ver-
breitet, schuld gewesen zu sein, man mag auch in der Deduktion
ihrer Grundsätze manche Fehlschlüsse und Irrtümer aufdecken
können. Soviel aber ist gewiß, daß sie eigentlich in ihren Schriften
solche Grundsätze zu einer Handlungsweise aufstellten, wohin die
Menschheit schon seit einem Jahrhundert tendierte, nämlich zu
einer staatsrechtlichen . . . Indes der Keim zu diesem System

einem Auslandsblatt, H. Zsghockes Basler Miszellen 1. d. neueste Weltkunde,
von dem Berliner Polizeipräsidenten J. Grüner verhaftet und nuraufBEYMES
und Scharnhorsts Ministerialvoten befreit und statt in außerordentlichem
Verfahren vom Kammergericht abgeurteilt worden war. Das ist leider die
einzige Bruchstücknachricht über ihn, die das Preuß. Geh. Staatsarchiv (Rep. 77
DXA I) bewahrt. Hatte ihn seitdem vielleicht sein „Geschäftsakt“ mit Har-
denberg versöhnt?
 
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