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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0022
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16

Hermakn Güntert:

auch Iberisch. Keltisch und Alpensprachen das vorindogermanische
Wort in Ableitungen sehr wohl bewahrt und bestätigen uns ihrer-
seits unsere grundlegenden Wortverbindungen, von denen wir aus-
gingen.

IV.
18. Es erübrigt noch, den Bildungen von der Seitenform
labur- (neben lauur-) nachzuspüren, die wir in λάβρυς und Λαβύ-
ρινθος, Λάβρανδος bis jetzt vorfanden. Da ist der Name des Eng-
passes in den Lucanischen Bergen in Kalabrien, Labulla petra
(Procop bell. Goth. 3, 28) wichtig: Labulla aus *Labur-lü. Noch
interessanter aber ist eine Lokalgottheit im östlichen Alpengebiet
namens Laburus, die wir aus einer Weihinschrift aus Kaltenbrunn,
östlich von Laibach, kennen: Laburo ex vot(o) sacr(um) (CIL 3,
3840): denn hier haben wir wohl eine Laurin-artige Lokalgottheit
vor uns. Nun ist Labara aber auch Name von vier kleinen Bächen,
die in Bayern in die Donau münden; sie heißen heute Laber, Laaber;
Λαβάρα aber ist ein Städtchen im kleinasiatischen Karien.1 Somit
halte ich auch diese Bachnamen für Wörter einer vorindogerma-
nischen Alpensprache und deute sie als «Steinbach». Daß Labarus
als gallischer Name vorkommt, spricht nicht für ursprünglich kel-
tischen Ursprung; haben wir doch auch Laur(i)o als gallische Per-
sonennamen kennen gelernt. Die elsässische Leber dagegen, die
älter Laima(Jia) und französisch Liepre(tte) heißt, bleibt von unserem
Stamme, wie Vokalismus und Stammform zeigen, fern. Dazu
Laburdum, Lapurdum in Aquitanien, heute Labourd, Labourdan,
wie die Küstenlandschaft zwischen Garonne und Pyrenäen heißt.
Ob schließlich, wenigstens teilweise, der Name Laberius an unsere
Sippe anzureihen ist, bleibt unsicher, nur sei bemerkt, daß der Name
für Töpfer bezeichnend scheint: ein Tonfaß bei Rom hat den
Stempel de fglinis I). Laberi Saturnini (CIL 15, 2453), ein L. La-
berius Secundus war Besitzer einer römischen Ziegelei im 1. Jahrh.
n. Chr. (CIL 15, 1, nr. 534-f.), und Laberü kennen wir als Hersteller
von Amphoren, die aus Spanien stammen (CIL 15, 3915ff.); auf
zwei gestempelten Ziegeln des 2. Jahrh. (CIL 15, 1233) steht: M.
Laberi Eleutheri, eine Tonlampe, hat den Stempel Laberi (CIL 15,
6513): das scheint mir deshalb beachtenswert, weil wir bei Laur(i)o
Ähnliches beobachteten.

1 Vgl. auch den oben § 6 erwähnten kanisischen Namen Labar-na-s.
 
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