Metadaten

Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0041
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Labyrinth.

35

sie ihren Ausgangspunkt in Spanien gehabt habe und von da nach
Osten ausgestrahlt sei. Dem stehen aber gewichtige Bedenken
entgegen. Denn wenn nicht alles täuscht, sind es auch diese
Megalithvölker, die den Ackerbau von Vorderasien
über die Mittelmeergebiete nach Spanien,Frank reich
und von da nach dem Norden gebracht haben. In der
Frage der höheren Pflugkultur aber und ihrer Ausdehnungsrichtung
kann über die zeitliche Aufeinanderfolge in der angegebenen Reihen-
folge kaum ein Zweifel bleiben: sie kam von Kleinasien nach Westen
und nicht umgekehrt. Außerdem ist uns diese Ausbreitung klein-
asiatischer Stämme nach Westen in den verschiedensten Wellen einiger-
maßen bekannt und gesichert, nicht aber das Umgekehrte. Auch daß
Ägypten und Kreta stark von der Megalithkultur abhängig sind,
spricht nicht für den West-Ost weg des vorgeschichtlichen Kultur-
stroms. Daß gerade in Spanien und Westfrankreich eine besondere
Blüte der Megalithkultur entstand, erklärt sich gewiß daraus, daß
hier schon in der älteren Steinzeit die Kultur eine beträchtliche
Höhe erreichte; ich erinnere nur an die berühmten Höhlenzeichnungen
paläolithischen Alters in Spanien und Südwestfrankreich. Der von
Osten kommende jung-steinzeitliche Megalith-Kulturstrom traf also
hier besonders günstige Umstände zu seinem raschen Anwachsen.
Auch mag es nicht an kleineren Rückwanderungen nach Sardinien
oder Nordafrika und von Afrika nach Kreta usw. gefehlt haben.
47. Nun spricht auch der sprachwissenschaftliche Befund gegen
die West-Ostrichtung dieser Kultur, und das ist das Hauptergebnis
der vorliegenden Untersuchung. Denn das Baskische ist in der
Hauptsache eine völlig für sich stehende Sprache, und es ist un-
bedingt nötig, die Vascones von den Iberern anfänglich zu trennen.1
Seit der Madeleine-Zeit bis heute zeigt die westpyrenäische, also bas-
kische Bevölkerung eine ununterbrochene Entwicklungslinie. Sprach-
lich lassen sich im Baskischen begreiflicherweise Beziehungen mit
dem Iberischen nachweisen, die auf eine Iberisierung baskischer
Stämme hinweisen. Diese Iberer, Nachfahren der Leute von Almeria
und Tartessos, stammen mindestens teilweise aus Nordafrika. Aber
sprachlich lassen sich an Ortsnamen, wie kürzlich Schulten gezeigt hat2,
im Iberischen auch Beziehungen zum Etruskischen und damit auch
1 Vgl. zuletzt C. C. Uhlenbeck De jongste denkbeeiden over den oorsprong
der Basken, Mededeelingen d. Kgl. Akad. van Wetensch., Deel 74, Amsterdam 1932.
2 Klio 23, 1930, 365 ff.; vgl. dazu Bilabel, Neue Heidelberger Jahrbücher
1932, 12 f.


 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften