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Tellenbach, Gerd; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 1. Abhandlung): Roemischer und christlicher Reichsgedanke in der Liturgie des fruehen Mittelalters — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40170#0012
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6

Gerd Tellenbach:

mator ein neues offizielles Sakramentar geschaffen. Dem Arche-
typus dieses Sacramentarium Gregorianum ist man mit Hilfe eines
von Hadrian I. an Karl den Großen gesandten Sakramentars, be-
sonders aber durch eine Paduaner Handschrift lothringischer Her-
kunft aus dem 9. Jahrhundert und Fragmente des von Cyrill ge-
schriebenen ältesten glagolitischen Sakramentars nahegekommen* 1.
Durch das Sakramentar Gregors ist offenbar das gelasianische nicht
sogleich ausgeschaltet worden, sondern beide wurden in Rom be-
nutzt und von den romverehrenden Nationen des Nordens in den
folgenden Jahrhunderten bei der Kompilierung ihrer liturgischen
Bücher mitverwandt2. Soviel wird man jetzt sagen dürfen: Die
Gebetstexte der drei ursprünglichen römischen Sakramentar-
typen dürfen im wesentlichen als Gut des 5. und 6. Jahrhunderts
gelten, viele einzelne Elemente sind sogar noch viel weiter zurück-
zuverfolgen3.
Die Entstehungszeit der ältesten Sakramentarien mußte kurz
angegeben werden, weil eben in jenen Jahrhunderten ihrer Bildung
das römische und christliche Reichsbewußtsein, um die es hier
gegeben habe, ist von Baumstark in: K. Mohlberg und A. Baumstark, Die
älteste erreichbare Gestalt des Liber Sacramentorum anni circuli der römischen
Kirche, Liturgiegeschichtl. Quellen XI/XII (1927), 44* als unwahrscheinlich be-
zeichnet worden. Vgl. auch H. Hohlwein, Untersuchungen über die über-
lieferungsgeschichtliche Stellung des Sacramentarium Gregorianum, Ephem.
liturg. XLII (1928), 458f. und JLW X (1930), 368. Diese Ansicht hat sich aber
bisher nicht durchsetzen können. Vgl. M. Andrieu, Les messes des jeudis de
careme et les anciens sacramentaires, Revue des Sciences relig. IX (1929),
346f.; Ders., Quelques remarques sur le classement des sacramentaires,
JLW XI (1933), 47; Th. Ivlauser, JLW X (1930), 212.
1 H. Lietzmann, Das Sacramentarium Gregorianum nach dem Aachener
Urexemplar, Liturgiegeschichtl. Quellen III (1921); Mohlberg und Baum-
stark, Die älteste erreichbare Gestalt und dazu die Bespr. v. Th. Michels,
JLW VII (1927), 126ff.; K. Mohlberg, II messale Glagolitico di Kiew ed
il suo prototipo Romano del sec. VI/VII, Memorie della Pontif. Accademia
di Archeol. II (1928), 207ff. Dazu vgl. besonders H. Lietzmann, Auf dem
Wege zum Urgregorianum, JLW IX (1929), 132ff.
2 Vgl. Andrieu, Revue des Sciences rel. IX, 348ff. und u. S. 18 f.
3 Es wäre reizvoll, gerade die Messen für Fürst, Staat usw. in ihren ein-
zelnen Elementen soiveit vTie möglich zurückzuverfolgen, und die Beziehungen
zu den heidnischen Kulten aufzudecken. Dabei Avären natürlich besonders
die östlichen Liturgien zu beobachten. Hier können nur gelegentlich spezielle
Beiträge dazu geliefert werden. Vgl. dazu etwa A. Baumstark, Liturgischer
Nachhall der Verfolgungszeit, Festg. f. A. Ehrhard (1922), 53ff.; R. H. Con-
nolly, Liturgical Pravers of intercession, Journal of Theological Studies XXI
(1920), 219ff.
 
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