Römischer und christlicher Reichsgedanke.
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ein Ende, und es beginnt der Friede, der Zustand menschlicher
Kultur und Gesittung1. Deshalb wurde schon in den heidnischen
Kulten um Frieden gebetet; und so wird auch in der christlichen
Liturgie das Verlangen nach Beschützung der römischen Grenzen
durch Gott in eigenen Messen und auch einzelnen Gebeten wieder
und wieder laut. Da heißt es etwa: Deus qui credentes in te populos
nullis sinis noceri terroribus dignare precibus et hostiis dicatae tibi
plebis suscipere, ut pax a tua pietate concessa Romanos fines ab omni
koste faciat securos2.
Pax ist eigentlich zweiseitiger Vertrag, aber nach Kriegsrecht
wird dieser Vertrag vom Siegenden bestimmt. Deshalb ist der
Friede, den Rom durch seine Kriege geschaffen und dem es seinen
Geist auf geprägt hat, römischer Friede. Er ist Voraussetzung für
den innerstaatlichen Frieden, der außerdem gewährleistet ist durch
die Garantie, die das Recht allen Verträgen und Beziehungen er-
teilt. Durch Sieg wird der Zustand des Friedens sicher: Protege,
quaesumus, domine, Romani nominis ubique rectores, ut his tua vir-
tute vincentibus, pax populi tui secura proveniat. Man beachte, wie
nach diesem Gebet der Friede des Volkes Gottes durch den Sieg
der römischen Herrscher gesichert wird3.
Folge und Inhalt des Friedens sind quies, tranquillitas, secu-
ritas. Securitas ist Fernsein von Sorge, und zwar auf Grund der
staatlichen Macht und Rechtsmittel. ,,Es liegt in ihr,“ sagt Fuchs,
,,als Zustand für den Römer genug, um sie zu einem der wichtigsten
und bedeutungsvollsten (Begriffe) seiner Sprache zu machen4.“
Und nun hören wir die Liturgie: Auxiliäre, domine, temporibus
nostris et tua nos ubique dextera protegente et religionis integritas et
Romani nominis securitas reparata consistat. Oder nochmals sei das
schon zitierte Tagesgebet des Sacramentarium Leonianum hier an-
gefügt: Nostris, quaesumus, domine, propitiare temporibus, ut tuo
1 Für das folgende verdanke ich reiche Aufschlüsse dem vortrefflichen
Buche von II. Fuchs, Augustin und der antike Friedensgedanke, Neue philol.
Untersuchungen III (1926), bes. der 3. Beilage über den Begriff des Friedens.
Vgl. auch die bei Fr. Ivampers, Die Geburtsurkunde der abendländischen
Kaiseridee, Hist. Jb. XXXVI (1915), 264f. und W. Gernentz, Laudes Romae,
Diss. Rostock 1918, S. 117ff. und 141 ff. zitierten Stellen.
2 Über heidnische Friedensbitten vgl. Fuchs S. 186, Anm. 7; über
ältere christliche o. S. 9, Anm. 4. Zum Gebet „Deus qui credentes“ vgl. u.
S. 59 nr. 12.
3 Vgl. u. S. 64 nr. 26.
4 Fuchs S. 190; vgl. auch S. 40.
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ein Ende, und es beginnt der Friede, der Zustand menschlicher
Kultur und Gesittung1. Deshalb wurde schon in den heidnischen
Kulten um Frieden gebetet; und so wird auch in der christlichen
Liturgie das Verlangen nach Beschützung der römischen Grenzen
durch Gott in eigenen Messen und auch einzelnen Gebeten wieder
und wieder laut. Da heißt es etwa: Deus qui credentes in te populos
nullis sinis noceri terroribus dignare precibus et hostiis dicatae tibi
plebis suscipere, ut pax a tua pietate concessa Romanos fines ab omni
koste faciat securos2.
Pax ist eigentlich zweiseitiger Vertrag, aber nach Kriegsrecht
wird dieser Vertrag vom Siegenden bestimmt. Deshalb ist der
Friede, den Rom durch seine Kriege geschaffen und dem es seinen
Geist auf geprägt hat, römischer Friede. Er ist Voraussetzung für
den innerstaatlichen Frieden, der außerdem gewährleistet ist durch
die Garantie, die das Recht allen Verträgen und Beziehungen er-
teilt. Durch Sieg wird der Zustand des Friedens sicher: Protege,
quaesumus, domine, Romani nominis ubique rectores, ut his tua vir-
tute vincentibus, pax populi tui secura proveniat. Man beachte, wie
nach diesem Gebet der Friede des Volkes Gottes durch den Sieg
der römischen Herrscher gesichert wird3.
Folge und Inhalt des Friedens sind quies, tranquillitas, secu-
ritas. Securitas ist Fernsein von Sorge, und zwar auf Grund der
staatlichen Macht und Rechtsmittel. ,,Es liegt in ihr,“ sagt Fuchs,
,,als Zustand für den Römer genug, um sie zu einem der wichtigsten
und bedeutungsvollsten (Begriffe) seiner Sprache zu machen4.“
Und nun hören wir die Liturgie: Auxiliäre, domine, temporibus
nostris et tua nos ubique dextera protegente et religionis integritas et
Romani nominis securitas reparata consistat. Oder nochmals sei das
schon zitierte Tagesgebet des Sacramentarium Leonianum hier an-
gefügt: Nostris, quaesumus, domine, propitiare temporibus, ut tuo
1 Für das folgende verdanke ich reiche Aufschlüsse dem vortrefflichen
Buche von II. Fuchs, Augustin und der antike Friedensgedanke, Neue philol.
Untersuchungen III (1926), bes. der 3. Beilage über den Begriff des Friedens.
Vgl. auch die bei Fr. Ivampers, Die Geburtsurkunde der abendländischen
Kaiseridee, Hist. Jb. XXXVI (1915), 264f. und W. Gernentz, Laudes Romae,
Diss. Rostock 1918, S. 117ff. und 141 ff. zitierten Stellen.
2 Über heidnische Friedensbitten vgl. Fuchs S. 186, Anm. 7; über
ältere christliche o. S. 9, Anm. 4. Zum Gebet „Deus qui credentes“ vgl. u.
S. 59 nr. 12.
3 Vgl. u. S. 64 nr. 26.
4 Fuchs S. 190; vgl. auch S. 40.