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Das Predigtregister chronologisch wertlos.

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zwei Predigtskizzen (G 24v; Vj 9ra—b), die sich in C auch den
Schriftzügen nach etwas voneinander unterscheiden; in der ersten
sind die Predigten „Ibant“ und „Afferte“, in der zweiten ,,Ibant“
und „Intrantes“ benutzt. Das heißt, wir können annehmen, daß
Cusanus nach 1439 an zwei Epiphaniefesten seine altern Predigten
von neuem verarbeitet hat. So führt eine sorgfältige Analyse der
einzelnen Stücke zwar nicht zu genauen Daten, aber doch zu einer
höchst bedeutsamen relativen Chronologie.
Noch ein anderes Beispiel möge zeigen, daß wir es bei diesem
Register mit einer wenig zuverlässigen, jedenfalls nicht durch die
Autorität des Cu sanus gestützten Arbeit zu tun haben. Der Dia-
logus de deo abscondito ist unter den letzten Stücken des Regi-
sters aufgezählt; nimmt man nun chronologische Absichten des
Registrators an, so ist zweierlei möglich: entweder hat er ihn ins
Jahr 1446 verlegt — denn dies ist als letztes in seiner Jahresfolge
genannt — oder er hat beachtet, daß die beiden Predigten „Ihesus
est filius dei“ und „Lux in tenebris lucet“, zwischen denen er den
Dialogus einreihte, dem Jahre 1451 angehören. Auf jeden Fall
aber genügt ein Blick auf die eigenhändige Niederschrift des Dia-
logus in C (113r—v), um zu erkennen, daß er einer viel früheren
Zeit angehören muß. Vansteenberghe1 verlegt ihn in die Zeit
zwischen 1439 und 1445; ich wäre im Hinblick auf die Schriftzüge
und die blasse Tinte geneigt, ihn einer noch frühem Zeit zuzu-
ordnen. Als nächstes Stück läßt er folgen: „Dupliciter deus est
in creatura“. Hier handelt es sich nicht um eine besondere Predigt
oder Abhandlung, sondern um ein Stück der Predigt „Paraclitus
autem spiritus“, die richtig unter 1444 angegeben ist2 3.
Aus unserer Untersuchung ergibt sich also, daß dem Register
von Vund C kein chronologischer Wert innewohnt. Vertrauen ver-
dienen nur die Daten der Predigtüberschriften; sie gehen ja auf
Nicolaus selbst zurück. Die größte Sicherheit bietet naturgemäßC;
1 a. a. O. 268.
2 Das mit den Worten „Dupliciter deus est in creatura“ beginnende
Stück steht in Vx (ebenso wie in C) vor der Predigt, zu der es gehört, nämlich
76rb— 77ra. Jedoch steht am Schluß der Predigt 78vb: „Sequitur quomodo
in nobis est spiritus sanctus. Et habetur superius ante istum precedentem
sermonem.“ Die 76rb stehende Rubrik „Quomodo in nobis est spiritus sanc-
tus“ hat den Registrator wohl veranlaßt, das Stück gesondert zu behandeln
Übrigens liest man schon in C die Anweisung, jenes Stück (115r) den übrigen
Teilen der Predigt (116r — 118v) anzuschließen. Der Kopist hat sich nicht
darum gekümmert.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1936/37. 2. Abh.
 
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