Meister Eckhart und Cusanus.
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In manchen Fällen begnügte er sich nicht mit einem Ent-
wurf. So finden wir z. B. je zwei Entwürfe für die Karfreitags-* 1
und die Weihnachtspredigt2 1444. Ein besonders aufschlußreiches
Bild bieten die Blätter 115—118 der Hs. C. Hier stehen mehrere
Entwürfe für die Pfingstpredigt 1444. Die beiden ersten (f. 118r)
sind knappe Dispositionen, die mehrfach korrigiert, aber schließ-
lich als unbrauchbar durchgestrichen sind. Eine andere Disposi-
tion, wohl die nächste der Zeit nach (f. 117v), ist ausführlicher ge-
halten. Den endgültigen Entwurf schrieb Nicolaus auf f. 116r
bis 117r3.
Erhellt schon aus dieser auf die Entwürfe verwendeten Arbeit,
welch großen Wert Cusanus auf eine gedankenreiche, eindringliche
und anschauliche Predigt legte, so noch mehr aus der Fülle von
Literatur, die er bei seinen Vorbereitungen benutzte. Hier steht
die Forschung noch ganz in den Anfängen, da die Quellenangaben
nur zum geringen Teil in die Excitationes aufgenommen worden,
und die Predigthandschriften bisher unbenutzt geblieben sind. Und
doch ist gerade diese Quellenforschung als vordringlichste Auf-
gabe zu betrachten, wenn anders man die Predigten wissenschaft-
lich auswerten will; man kommt sonst in Gefahr, Entlehntes für
Eigenes zu halten. So finden sich z. B. in der Epiphaniepredigt
,,Ibant magi“ sehr interessante Ausführungen über mancherlei
magische Praktiken4; leider redet Nicolaus hier nicht aus eigener
Anschauung, sondern stützt sich ganz und gar auf die weitverbrei-
tete Schrift des Schlesiers Nicolaus Magni aus Jauer De super-
stitionibus. In den Excitationes ist ein Teil der Darlegungen ge-
ficatus“. Nur kann man ganz allgemein sagen, daß sämtliche Predigten mit
wenigen Ausnahmen den gleichen unliterarischen Charakter haben. Vielleicht
hat Nicolaus, seit er die Prachthandschriften in Auftrag gab, schon bei der
Ausarbeitung der späteren Predigten daran gedacht, daß sie einmal in diese
Sammlung kommen sollten; insofern könnte man die Predigten seit 1455
wenigstens in gewissem Sinne als literarische Erzeugnisse bezeichnen.
1 „Oportuit pati Christum“ (C 89v und lllr — Vx 65rb —va und 73vb
bis 74va). Beide Entwürfe sind in C und Vx datiert: 1444 Confluencie in die
Parasceves.
2 „Alleluia. Dies sanctificatus“ (C 132r —133v = Vx 86va —88rb) und
„Ecce, evangelizo vobis gaudium“ (C 136r—v; V1 88vb —89vb). Beide in C
und Vj datiert: 1444 in die Natalis Maguncie.
3 Mit diesen kurzen Angaben sind die Probleme, welche diese Seiten
stellen, keineswegs erledigt. Vor allem scheint es, daß Cusanus den f. 118r
stehenden Entwurf später ergänzt und von neuem benutzt hat.
4 Vgl. C 30v — 32r = Y1 llra — 12vb.
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In manchen Fällen begnügte er sich nicht mit einem Ent-
wurf. So finden wir z. B. je zwei Entwürfe für die Karfreitags-* 1
und die Weihnachtspredigt2 1444. Ein besonders aufschlußreiches
Bild bieten die Blätter 115—118 der Hs. C. Hier stehen mehrere
Entwürfe für die Pfingstpredigt 1444. Die beiden ersten (f. 118r)
sind knappe Dispositionen, die mehrfach korrigiert, aber schließ-
lich als unbrauchbar durchgestrichen sind. Eine andere Disposi-
tion, wohl die nächste der Zeit nach (f. 117v), ist ausführlicher ge-
halten. Den endgültigen Entwurf schrieb Nicolaus auf f. 116r
bis 117r3.
Erhellt schon aus dieser auf die Entwürfe verwendeten Arbeit,
welch großen Wert Cusanus auf eine gedankenreiche, eindringliche
und anschauliche Predigt legte, so noch mehr aus der Fülle von
Literatur, die er bei seinen Vorbereitungen benutzte. Hier steht
die Forschung noch ganz in den Anfängen, da die Quellenangaben
nur zum geringen Teil in die Excitationes aufgenommen worden,
und die Predigthandschriften bisher unbenutzt geblieben sind. Und
doch ist gerade diese Quellenforschung als vordringlichste Auf-
gabe zu betrachten, wenn anders man die Predigten wissenschaft-
lich auswerten will; man kommt sonst in Gefahr, Entlehntes für
Eigenes zu halten. So finden sich z. B. in der Epiphaniepredigt
,,Ibant magi“ sehr interessante Ausführungen über mancherlei
magische Praktiken4; leider redet Nicolaus hier nicht aus eigener
Anschauung, sondern stützt sich ganz und gar auf die weitverbrei-
tete Schrift des Schlesiers Nicolaus Magni aus Jauer De super-
stitionibus. In den Excitationes ist ein Teil der Darlegungen ge-
ficatus“. Nur kann man ganz allgemein sagen, daß sämtliche Predigten mit
wenigen Ausnahmen den gleichen unliterarischen Charakter haben. Vielleicht
hat Nicolaus, seit er die Prachthandschriften in Auftrag gab, schon bei der
Ausarbeitung der späteren Predigten daran gedacht, daß sie einmal in diese
Sammlung kommen sollten; insofern könnte man die Predigten seit 1455
wenigstens in gewissem Sinne als literarische Erzeugnisse bezeichnen.
1 „Oportuit pati Christum“ (C 89v und lllr — Vx 65rb —va und 73vb
bis 74va). Beide Entwürfe sind in C und Vx datiert: 1444 Confluencie in die
Parasceves.
2 „Alleluia. Dies sanctificatus“ (C 132r —133v = Vx 86va —88rb) und
„Ecce, evangelizo vobis gaudium“ (C 136r—v; V1 88vb —89vb). Beide in C
und Vj datiert: 1444 in die Natalis Maguncie.
3 Mit diesen kurzen Angaben sind die Probleme, welche diese Seiten
stellen, keineswegs erledigt. Vor allem scheint es, daß Cusanus den f. 118r
stehenden Entwurf später ergänzt und von neuem benutzt hat.
4 Vgl. C 30v — 32r = Y1 llra — 12vb.
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