Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eckharts Johannesauslegung als Predigtquelle.

45

derart mit echt Cusanischen Ideen (complicatio — explicatio) ver-
bunden und zugleich ihrer aphoristischen Form entkleidet, daß die
Festpredigt eine neue und ursprüngliche Ganzheit darstellt. Eine
spätere Edition muß das eigenartige und bedeutsame Verhältnis
dieser beiden Predigten zueinander klarlegen.
Aus unserer Untersuchung ergibt sich also, daß ein unmittel-
bar greifbarer Einfluß der Eckhartschen Predigten erst
spät und auch dann in keinem sehr großen Umfange fest-
zustellen ist. Da aber anderseits aus den zahlreichen Rand-
bemerkungen und Korrekturen das große Interesse des Cu sanus
gerade an diesem Teil der Eckhartschen Schriften ersichtlich ist,
so erwächst hier der Forschung eine besondere Aufgabe, nämlich
durch genaue, ins einzelne gehende Untersuchung dem Einfluß der
Eckhartschen Predigten im gesamten Schrifttum des Cu sanus seit
1444 nachzuspüren.
Nächst den Sermones dürfte Nicolaus sich wohl am ein-
gehendsten mit der Auslegung des Johannesevangeliums
beschäftigt haben. Hierbei muß man nun zunächst auch eine
bemerkenswerte negative Feststellung machen: C enthält mehrere
Predigten über Worte des Johannesevangeliums, insbesondere über
solche des Prologs1. In keiner einzigen lassen sich aber Gedanken
feststellen, von denen man mit Sicherheit sagen könnte, sie seien
jener Auslegung entnommen. Wenn ich mich nicht irre, enthält
die Hs. nur ein Stück, in dem sicher Eckharts Auslegung des
vierten Evangeliums benutzt ist; und hier handelt es sich um einen
Versuch zur volkstümlichen Ausgestaltung der Predigt, wie wir ihn
sonst kaum bei Cu sanus finden. Der Entwurf, den man nicht als
Predigt, sondern nur als Stoff zu einer Predigt bezeichnen kann —-
es fehlt z. B. der Vorspruch, und die einleitenden Worte lauten:
„Adhocut manuductio vulgi sit clarior, exemplum praemittatur“—,
ist in C nicht datiert; aus der Schrift läßt sich nur ersehen, daß

1 Drei Predigten über das Thema: „Verbum caro factum est“: 1. 25. Dez.
1431: C 104r—v (= Excit. III, f. 43v —44r); 2. 25. Dez. 1438: C 85r—y
(= Excit. III, f. 39v — 40v); 3. 1443( ?): C 55r (Einleitung! Vgl. S. 8 f.);
56r — 58v (= Excit. I f. llv — 15r). Enthalten diese Predigten auch Paral-
lelen zu Ausführungen Eckharts, so lassen sich doch leicht gemeinsame Quellen
nachweisen. Die drei Predigten „Paraclitus autem spiritus“ (31. Mai 1444,
C 116r — 117r = Excit. III f. 45r — 46r), „Fuit homo missus a deo“ (24. 6.
1446, C 98r —■ 99r und „Lux in tenebris lucet“ (27. Dez. 1451, C 86r—v) ent-
halten keine Anklänge an Eckhart. Vgl. unten S. I58ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften