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4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 1—2).

4.
Am Feste der Erscheinung des Herrn.
Brixen, 6. Januar 1456.
„Wo ist der neugeborene König der Juden?“
1. Über das hinaus, was ich sonst über dieses Fest ausgeführt
habe, als ich an diesem Tage an verschiedenen Orten predigte, will
ich jetzt die Erklärung des Vorspruches anfügen.
Die Weisen zweifelten nicht, daß der König der Juden geboren
sei, sondern fragten <nur>, wo er wäre. Jenes Volk hatte den
König der Könige, ,,der im Himmel wohnt“, zum König, und er
regierte die Juden durch Moses und die Propheten. Dann sagte
der, welcher durch jene zu seinem Volk sprach: ,,Sieh, ich hin da“,
und er ward auf Erden gesehen und wandelte dort, wie er sein
Kommen vorhergesagt hatte. Daher entnahmen die Magier ohne
Zögern aus dem Erscheinen des Sternes, daß der, der kommen
sollte, schon geboren sei, und fragten nun, wo er wäre.
2. Einige, die von den Religionen handeln, sagen, diese könnten
aus den großen und seltenen Konjunktionen der Planeten, vor
allem des Saturn und des Jupiter, vorhergesehen werden, wobei
sie die christliche Religion, welche von verborgener Weisheit han-
delt, die des Merkur nennen. Denn es ist möglich, daß eine Kon-
junktion, die eine Religion bezeichnet, im Hause oder in der natür-
lichen Konstellation eines Planeten erfolgt, und daß dementspre-
chend die Religionen entstehen, wie denn eine die Religion des
Saturn, eine andere die der Venus ist. Sie sagen nämlich, die Religion
der Juden sei die des Saturn, die der Araber die der Venus, die der
Christen die des Merkur usw., und daß die Magier aus der Rich-
13. quidam. Cf. ALBUMASAR De magnis coniunctionibus, annorum
revolutionibus ac eorum profectionibus: octo continens tractatus, Augustae Vinde-
licorum 1489 (GKW 836), Tr. I diff. IV: „Dicamus quoque, quia, cum Iupiter
per naturam significet fidem et diversitates legum in temporibus et vicibus
atque sectis ex complexionibus Saturni et ex complexionibus ceterorum plane-
tarum cum eo, scilicet Iove, necesse est, ut aspiciamus Iovem. ... Si fuerit
complexus Saturno, significabit, quod fides civium eiusdem sit Iudaisma. ... Et
si complexus ei fuerit Venus, significat fidem unitatis et mundam, ut fidem
Sarracenorum et ei similium. Et si complexus ei fuerit Mercurius, significat
fidem christianam et omnem fidem, in qua fuerit occultatio et gravitas et
labor.“ V. ST EGE MANN gratias ago, quod CUSANUM hic et infra (cf. not.
seq.) scriptis ALBUM AS ARIS, id est Abü Masar (f 886), uti benigne mihi
communicavit.
 
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