4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 4 — 6).
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durch die Kunst oder die Natur wird, sehen,— so ruhen sie denn
im Sein. Denn wenn ein Haus durch die Kunst zum Sein gebracht
wird, so steht es da und ruht unveränderlich; und wenn ihm noch
das Farbig- oder Bemaltsein abgeht, so bleibt es zwar als Haus
unbeweglich, bewegt sich aber auf jenes Sein hin, das ihm abgeht,
nämlich auf das Farbigsein; hat es dies erlangt, so ruht es, und
alle vorhergehende Veränderung hört auf.
5. Beachte: der Ort der Zeit ist die Ewigkeit oder das
Jetzt oder die Gegenwart, und der Ort der Bewegung die
Ruhe, und der Ort der Zahl die Einheit usw. Denn welches Sein
gibt es in der Zeit außer der Gegenwart ? Denn die Zeit fließt, und
ihr Fließen geht nur vom Sein zum Sein. Dieses Sein ist die Gegen-
wart oder das Jetzt. So sagt man auch, daß wir von der Zeit nur
das Jetzt haben, auch gibt es nicht mehrere Jetzt, sondern nur
eins. Denn das Jetzt geht nicht über in die Vergangenheit, noch
kann man von dem Zukünftigen sagen, daß es jetzt sei. Das Jetzt
also, von dem und zu dem alle Zeit fließt, ist die Wesenheit oder
das Sein der Zeit, und das nennen wir das Heute oder die Ewig-
keit oder das Jetzt, welches immer unbeweglich steht. Daher ist
das Jetzt der Ewigkeit die Ewigkeit selbst oder das Sein selbst,
in dem das Sein der Zeit ist, und das ist der ewige Gott, der seine
Ewigkeit ist. Denn den Ursprung und das Endziel des Seins selbst,
und in gleicher Weise den Ort der Zeit nennen wir die Ewigkeit.
0. Mir scheint: wenn wir auf die Bewegung schauen,
finden wir in ihr nur ein Sein, die Ruhe. Denn alles Be-
wegende wird aus der Ruhe zur Ruhe bewegt, wie die Zeit vom
Jetzt zum Jetzt; auch gibt es nicht mehrere Ruhen als Substrat
der Bewegung, wie es auch nicht mehrere Jetzt gibt. Die Ruhe
ist also die beständige Wesenheit der Bewegung. Daher wird alles,
was bewegt wird, aus dem Sein der Ruhe zum Sein der Ruhe be-
wegt. Dieses beständige und ewige Sein der Bewegung ist die
292, 19): „hodiernus tuus aeternitas“. Laudat ECHARDUS l. c. et in Ioh.
n. 218 (101 rb); Sermo XXIV, 1 n. 235 (147va).
17. cf. I. c. 7i. 293 (105ob): ,,. . tempus plenum est in aeternitate; nunc
enim aeternitatis plenissime complectitur omne tempus.“
17 — 18. Deus aeternus, qui est sua aeternitas; c/. De Docta Ignorantia II
c. 2, p. 66, 28.
20seq. c/. Idiota De mente c. 9, p. 88, 17.
24. cf. De Docta Ignorantia II c. 3, p. 69, 22seq.
26. cf. I. c. II c. 10, p. 98, 29seq.
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durch die Kunst oder die Natur wird, sehen,— so ruhen sie denn
im Sein. Denn wenn ein Haus durch die Kunst zum Sein gebracht
wird, so steht es da und ruht unveränderlich; und wenn ihm noch
das Farbig- oder Bemaltsein abgeht, so bleibt es zwar als Haus
unbeweglich, bewegt sich aber auf jenes Sein hin, das ihm abgeht,
nämlich auf das Farbigsein; hat es dies erlangt, so ruht es, und
alle vorhergehende Veränderung hört auf.
5. Beachte: der Ort der Zeit ist die Ewigkeit oder das
Jetzt oder die Gegenwart, und der Ort der Bewegung die
Ruhe, und der Ort der Zahl die Einheit usw. Denn welches Sein
gibt es in der Zeit außer der Gegenwart ? Denn die Zeit fließt, und
ihr Fließen geht nur vom Sein zum Sein. Dieses Sein ist die Gegen-
wart oder das Jetzt. So sagt man auch, daß wir von der Zeit nur
das Jetzt haben, auch gibt es nicht mehrere Jetzt, sondern nur
eins. Denn das Jetzt geht nicht über in die Vergangenheit, noch
kann man von dem Zukünftigen sagen, daß es jetzt sei. Das Jetzt
also, von dem und zu dem alle Zeit fließt, ist die Wesenheit oder
das Sein der Zeit, und das nennen wir das Heute oder die Ewig-
keit oder das Jetzt, welches immer unbeweglich steht. Daher ist
das Jetzt der Ewigkeit die Ewigkeit selbst oder das Sein selbst,
in dem das Sein der Zeit ist, und das ist der ewige Gott, der seine
Ewigkeit ist. Denn den Ursprung und das Endziel des Seins selbst,
und in gleicher Weise den Ort der Zeit nennen wir die Ewigkeit.
0. Mir scheint: wenn wir auf die Bewegung schauen,
finden wir in ihr nur ein Sein, die Ruhe. Denn alles Be-
wegende wird aus der Ruhe zur Ruhe bewegt, wie die Zeit vom
Jetzt zum Jetzt; auch gibt es nicht mehrere Ruhen als Substrat
der Bewegung, wie es auch nicht mehrere Jetzt gibt. Die Ruhe
ist also die beständige Wesenheit der Bewegung. Daher wird alles,
was bewegt wird, aus dem Sein der Ruhe zum Sein der Ruhe be-
wegt. Dieses beständige und ewige Sein der Bewegung ist die
292, 19): „hodiernus tuus aeternitas“. Laudat ECHARDUS l. c. et in Ioh.
n. 218 (101 rb); Sermo XXIV, 1 n. 235 (147va).
17. cf. I. c. 7i. 293 (105ob): ,,. . tempus plenum est in aeternitate; nunc
enim aeternitatis plenissime complectitur omne tempus.“
17 — 18. Deus aeternus, qui est sua aeternitas; c/. De Docta Ignorantia II
c. 2, p. 66, 28.
20seq. c/. Idiota De mente c. 9, p. 88, 17.
24. cf. De Docta Ignorantia II c. 3, p. 69, 22seq.
26. cf. I. c. II c. 10, p. 98, 29seq.