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4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 13—-15).

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Dies ist unser Jesus, der vom Himmel kam, damit wir durch ihn
das Leben haben und in reicherem Maße haben, als es durch die
Natur möglich ist, durch ihn, der ,,anfing zu wirken und zu leh-
ren“, wie dies geschehen solle, und sagte: „Wer mir nachfolgt,
wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens
haben“. Er war also der Weg zur Erlangung der Gnade, er, der
auch der Weg der Natur war.
14. Je sus ist also der Ort, wo jede Bewegung der
Natur und der Gnade zur Ruhe kommt. Das Wort Christi
oder seine Lehre, sein Gebot oder das Beispiel seines Wandels ist der
Weg zur Anschauung oder Ergreifung des ewigen Lebens. Dies ist
das Lehen Gottes, der allein unsterblich ist: also ist dies Lehen
reicher als das Leben der geschaffenen Natur. Daher kann zum
Leben der Gnade, das zum Vater führt, niemand durch sich ge-
langen, sondern er muß zu ihm durch die Tür eingehen. Christus
sagt aber, er sei die Tür, er, der auch der Weg ist: der Christ, das
heißt der gläubige Christ, ist im Glauben, der in der Liebe wirksam
ist, durch die Tür eingetreten und ist auf dem Wege. Die Tür
ist der Glaube, der Weg die Liehe; daher ist der (durch die Liehe)
geformte Glaube an Christus zugleich Tür und Weg. Also ruft
das Wort Gott Vaters vom Nichtsein zum Sein und schließlich zu
einem solchen Sein, welches ein geistiges Leben lebt, weil es sein
eigenes Sein versteht. Das Fleisch gewordene Wort ruft dieses
geistige Sein durch die Gnade zur Gemeinschaft mit sich, damit
es am väterlichen Quell die Süßigkeit seines göttlichen Lebens
verkoste, das den Kindern Gottes mitgeteilt wird.
15. Zum anderen wollen wir die Worte: „Wo ist der, der
geboren ist ?“ als Frage auffassen, in dem Sinne, daß die Weisen

9. cf. 1 Tim. 6, 16.
13. cf. loh. 10, 9. In Sermone synodali supra laudato CUSANVS diffuse
explicat, quo sensu Christus sit ostium.
14. cf. Gal. 5, 6.
15—16. fides formata. Cf. De Docta Ignorantia III c. 11, p. 154, 18; 155,
10—24. PETRUS LOMBARDUS Sent. III d. 23 c. 3 n. 157 seq. THOMAS
S. theol. II II q. 4 a. 3: „caritas dicitur forma fidei, inquantum per caritatem
actus fidei perficitur et formatur.“ Similiter De ver. q. 14 a. 5.
17. c/. Rom. 4, 17.
18—19. c/. loh. 1, 14.
22. c/. ECHARDUS In Ioh. n. 206 (lOOrb): „Restat nunc respondere
quaestioni, quam petunt verba ista: rubi habitas’, inquantum communiter et
ad litteram accipiuntur interrogative.“
 
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