5. Loquimini ad petram (n. 7—10).
127
lebendige Brunnen sucht die Dürstenden und tut sich auf, damit
er ohne Entgelt, ohne Silber und Gold erworben werde. Erworben
werde, sage ich, auf daß er in den Besitz des Käufers übergehe.
S. „Jesus sagte zu der Samariterin: Gib mir zu trin-
ken.“ Jesus bittet täglich in dem Armen, der sein ist, um einen
Trunk Wassers, damit er das Wasser des Lebens gebe. Dies ist zu
bemerken; denn Arme und Bedürftige sind immer bei uns, damit
wir Zeitliches in Ewiges Umtauschen können. Die Armen sind uns
zum ewigen Leben notwendig, wie wir ihnen zu diesem zeitlichen
Leben notwendig sind. Christus bittet, um zum Empfangen auf-
zurufen. Es ist ähnlich, wie wenn einer um eine Gahe aus einem
großen geschlossenen Sack bäte, in dem nur ein paar Kupfer-
pfennige sind, um ihn dann mit Gold zu füllen, wenn man ihn zum
Geben öffnet. Er bittet mehr, um zu geben, als um zu empfangen,
ja er bittet sogar, damit der geschlossene Behälter geöffnet werde.
Der Prophet sagt in der Person Gottes: „Öffne deinen Mund, und
ich werde ihn anfüllen.“ Wenn der Pfennigschatz geöffnet wird,
wird er mit Gold gefüllt; denn der Öffnende „wird hundertfach
empfangen und das ewige Leben besitzen.“
9. Der Evangelist fügt hinzu: „Seine Jünger waren näm-
lich in die Stadt gegangen, um Speisen zu kaufen.“ Von
Christus Weggehen, sei es auch um das zum irdischen Leben Not-
wendige zu kaufen, heißt sich von ihm trennen. Sie kauften Speise
von den Samaritern um die Mittagszeit. Sie hatten also, womit
sie kaufen konnten. Das spricht gegen die Apostoliker genannten
Ketzer, von denen Augustinus in seinem Ketzerverzeichnis han-
delt. Daher widerspricht es nicht dem Evangelium, Geld zu be-
sitzen; die Besitzenden sollen sich aber so verhalten, als hätten
sie keins, das heißt ihr Herz nicht dran zu hängen, damit sie
nicht mehr von ihm besessen werden, als daß sie es selbst be-
sitzen. Dann haben sie es zur Lebensnotdurft, nicht aus Begier-
lichkeit.
10. Die Samariterin aber sagte zu Jesus, der zu trinken bat:
„Warum heischest du von mir zu trinken? Du bist doch
ein Jude, und ich eine Samarite rin. Denn die Juden
15. Ps. 80, 11; dilata Vulg. 16. Matth. 19, 29.
18. loh. 4, 8.
23. AUGUSTINUS De haeresibus ad Quodvulldeum n. XL, PL 42, 32.
24. cf. 1 Cor. 7, 29. 25. sine appositione cordis; cf. Ps. 61, 11.
28. loh. 4, 9.
127
lebendige Brunnen sucht die Dürstenden und tut sich auf, damit
er ohne Entgelt, ohne Silber und Gold erworben werde. Erworben
werde, sage ich, auf daß er in den Besitz des Käufers übergehe.
S. „Jesus sagte zu der Samariterin: Gib mir zu trin-
ken.“ Jesus bittet täglich in dem Armen, der sein ist, um einen
Trunk Wassers, damit er das Wasser des Lebens gebe. Dies ist zu
bemerken; denn Arme und Bedürftige sind immer bei uns, damit
wir Zeitliches in Ewiges Umtauschen können. Die Armen sind uns
zum ewigen Leben notwendig, wie wir ihnen zu diesem zeitlichen
Leben notwendig sind. Christus bittet, um zum Empfangen auf-
zurufen. Es ist ähnlich, wie wenn einer um eine Gahe aus einem
großen geschlossenen Sack bäte, in dem nur ein paar Kupfer-
pfennige sind, um ihn dann mit Gold zu füllen, wenn man ihn zum
Geben öffnet. Er bittet mehr, um zu geben, als um zu empfangen,
ja er bittet sogar, damit der geschlossene Behälter geöffnet werde.
Der Prophet sagt in der Person Gottes: „Öffne deinen Mund, und
ich werde ihn anfüllen.“ Wenn der Pfennigschatz geöffnet wird,
wird er mit Gold gefüllt; denn der Öffnende „wird hundertfach
empfangen und das ewige Leben besitzen.“
9. Der Evangelist fügt hinzu: „Seine Jünger waren näm-
lich in die Stadt gegangen, um Speisen zu kaufen.“ Von
Christus Weggehen, sei es auch um das zum irdischen Leben Not-
wendige zu kaufen, heißt sich von ihm trennen. Sie kauften Speise
von den Samaritern um die Mittagszeit. Sie hatten also, womit
sie kaufen konnten. Das spricht gegen die Apostoliker genannten
Ketzer, von denen Augustinus in seinem Ketzerverzeichnis han-
delt. Daher widerspricht es nicht dem Evangelium, Geld zu be-
sitzen; die Besitzenden sollen sich aber so verhalten, als hätten
sie keins, das heißt ihr Herz nicht dran zu hängen, damit sie
nicht mehr von ihm besessen werden, als daß sie es selbst be-
sitzen. Dann haben sie es zur Lebensnotdurft, nicht aus Begier-
lichkeit.
10. Die Samariterin aber sagte zu Jesus, der zu trinken bat:
„Warum heischest du von mir zu trinken? Du bist doch
ein Jude, und ich eine Samarite rin. Denn die Juden
15. Ps. 80, 11; dilata Vulg. 16. Matth. 19, 29.
18. loh. 4, 8.
23. AUGUSTINUS De haeresibus ad Quodvulldeum n. XL, PL 42, 32.
24. cf. 1 Cor. 7, 29. 25. sine appositione cordis; cf. Ps. 61, 11.
28. loh. 4, 9.