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5. Loquimini ad petram (n. 17 — 19).

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nach Christi Wort die Ströme, die aus dem Inneren des Glau-
benden kraft des ihm verliehenen Geistes fließen, Ströme innern
oder geistigen Lebens, welche in dem Menschen, der Gottes Geist
durch den Glauben empfing, von innen her ewiglich fließen.
18. ,,Das Weib sagt zu ihm: Herr, gib mir dies Was-
ser zu trinken, auf daß ich nicht mehr dürste und nicht
mehr hierher zu kommen brauche,Wasser zu schöpfen.“
Noch kam das Weib nicht zum Geist, wie auch heute noch sehr
viele Christen nach Art der Juden und Mohammedaner gemeinhin
sich die zukünftigen Verheißungen entsprechend ihren sinnlichen
Begierden vorstellen. Damit also das Weib Christi Wort nicht für
eine Torheit ansah — sagt doch der Apostel, daß die fleischlich
Gesinnten nicht erfassen, was des Geistes ist, sondern es für Tor-
heit halten •—, mußte Christus zum Wunder schreiten, damit sie
ihn als Propheten anstaunte und ihren Geist seinen Worten zu-
wandte.
19. ,,Jesus sagt zu ihr: Geh, ruf deinen Mann. Da
antwortete das Weib und sprach: Ich habe keinen Mann.
Jesus sagte zu ihr: Du sprachst wahr; du hast keinen.
Fünf Männer hast du gehabt, und den du jetzt hast,
ist nicht dein: das hast du wahr gesprochen.“ Vielleicht
hatte sie, wie Nicolaus von Lyra angibt, fünf rechtmäßige Män-
ner, und der, den sie damals hatte, galt auch als ihr rechtmäßiger
Gatte, war es aber nicht. Daher sagte Jesus: ,,Ruf deinen Mann“,
um ihr dann kundzutun, daß er ihre Geheimnisse kannte. ,,Das
Weib sagt zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet
bist.“ Sie nennt ihn einen Propheten, weil er Verborgenes sah.
Daher begann sie, die Lösung eines Zweifels von ihm zu erfragen,
weil die Juden sagten, man müsse im Tempel beten, die Samariter
aber, auf ihrem heimischen Berge mit Namen Garizim. Sie sprach:
„Unsere Väter beteten auf diesem Berge an, und ihr
sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten muß.“
Die Patriarchen und Väter des Alten Testamentes nennt sie ihre
Väter, die auf den Bergen anbeteten. Weshalb sie aber auf jenem
Berge (beteten), gibt Lyra aus Josephus an.
27. NICOLAUS LYRANUS l. c. 1090: „Iosephus autem assignat aliam
rationem, dicens quod quidam Iudaeus nomine Manasses accepit filium prin-
cipis Samaritanorum. Et quia apud Iudaeos summum sacerdotium erad valde
honorificum, rogavit socerum suum ut faceret sibi templum in Garizim, ut
ibi sacerdotio fungeretur, ut habetur II Antiquitatum.“
 
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