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5. Loquimini ad petram (n. 29 — 31).

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seinen Platz und seine Stelle inne,wie das Leben des ganzen Lei-
bes eines ist und jedes Glied sich über das Leben des anderen freut
und mit seiner Schwäche mitleidet, jedoch der Fuß als Fuß sich
freut, und das Auge als Auge.
30. ,,Und dies ist die Gemeinschaft der Heiligen“, weil ein
jeder mit dem Seinen zufrieden ist (wie nach der Heiligen Schrift
beim Sammeln des Mannas), ebenso wie jedes Glied mit seinem
Platz und seiner Stelle im Leibe zufrieden ist. Der göttliche Mensch
ist gerecht; darum gefällt ihm das, was Gott gefällt. Daher freut
er sich mehr über das Gut, welches ein Gerechterer erlangt hat,
als wenn er es selbst erlangt hätte; z. B. ,,liebt er mehr die Ver-
herrlichung Gottes in Paulus als in sich selbst; durch die Liebe
wird ihm dies aber zu eigen“, weil ,,er das Gut, welches er liebt,
in sich besitzt“. Denn wie das Sichtbare durch das Sehen im Besitz
des Sehenden ist, so das Liebenswerte im Besitz des Liebenden
durch die Liebe. ,,Je inniger aber jemand einen Gegenstand liebt,
um so mehr ist er sein Besitz, und um so süßer seine Freude.“ Und
beachte, daß, obgleich das Feuer „unmittelbar in der Nähe der
Mondsphäre zu sein strebt, doch der unterste oder mittlere Teil
des Feuers im irdischen Bereich ruht,und zwar deshalb, weil er
mit dem obersten Teil des Feuers dasselbe Sein hat. Denn das
Sein des ganzen Feuers ist gleich unmittelbar im ganzen Feuer und
durch das ganze Feuer. Daher kommt es, daß der unterste Teil
der Sphäre des Feuers“ durch die Form des ganzen <Feuers)
„unmittelbar mit der Mondsphäre verbunden wird, wie“ der mitt-
lere oder „oberste Teil. So ist es auch mit jedem Heiligen, der ein
Teil der triumphierenden Kirche ist. So haben alle Auserwählten
die gleiche Freude trotz ihrer verschiedenen Herrlichkeit“, wie
Augustinus sagte.
31. Erwäge wohl, was Jesus sagt: „Ich habe euch gesandt zu
ernten“, „andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit ein-
getreten“. Damit, daß jemand von Christus zu diesem (Werk)
gesandt wird, tritt er in die Arbeiten der Heiligen ein, die auch
von ihm gesandt sind. Denn Gottes Wort sandte alle, und so gibt
es eine Sendung für alle, wie einer es ist, der sendet, aber viele
Gesandte, die einander folgen und den Lohn für die eine Sendung

22. PROSPER AQUITANUS Liber sententiarum ex Augustino n. 362,
PL 45, 1892. Laudat PETRUS LOMBARDUS Sent. IV d. 49 c. 3 n. 438.
23—152, 1. cf. ECHARDUS l. c. n. 400 {112ra).
 
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