5.
Loquimini ad petram (n. 31 — 33).
153
empfangen. Der Christ, der ein Glied Christi ist, ist auch ein Glied
der Heiligen: deshalb wird er gesandt zu ernten. Der Prediger
aber, der von Christus zum Ernten gesandt wird, tritt auf Grund
seiner Sendung in die Arbeiten der anderen Prediger ein usw.
32, Nun folgt im Text: „Aus jener Stadt aber wurden
viele gläubig“„wegen der Rede des Weibes, das bezeugte:
er hat mir alles gesagt, was ich getan habe“. Bemerke,
daß das Wunder gewissermaßen auf natürliche Weise den Glauben
hervorbringt, und nun ist ganz klar, daß Christus deswegen jenes
Wunder gewirkt hat. „Als nun die Samariter zu ihm kamen,
baten sie ihn dort zu bleiben, und er blieb daselbst zwei
Tage, und viel mehr glaubten an ihn wegen seiner Pre-
digt.“ Seht, er blieb deshalb zwei Tage, um ihnen zu predigen
und sie zum Glauben zu bekehren, damit sie das Heil erlangten.
33. „Nun sprachen sie zu dem Weibe: wir glauben
nicht mehr wegen deiner Rede“; man sollte nämlich nicht
sagen, sie hätten auf Grund des schwachen Zeugnisses eines Weibes
den Glauben angenommen. „Wir haben ihn ja selbst gehört
und wissen, daß dieser wahrhaft der Heiland der Welt
ist.“ Wer noch nicht tugendhaft ist, kann durch das Zeugnis eines
andern die Tugend vom Hörensagen kennenlernen, und so „schaut
er <sie> von ferne“ im Glauben, „im Spiegel und Rätsel“. Wer
aber die Tugend besitzt, kennt sie aus sich selbst, er schaut sie
nämlich im Sein der Tugend und des Tugendhaften „von Angesicht
zu Angesicht“. So sagen diese: „Wir selbst haben ihn gehört und
wissen“ usw. Der Glaube kommt durchs Gehör, und aus dem
Glauben entsteht das Wissen; das Wissen ist eine unmittelbare
Schau: „Ich habe den Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen,
und dennoch blieb ich am Leben“ (Gen. 32, 30). „Dies ist die
wahre Erkenntnis“: „wenn die Tätigkeiten erkannt werden durch
das Sein, die Wirkungen durch die Ursache, dann bedarf <der Er-
kennende) keines fremden Zeugnisses mehr, sondern hat das Zeug-
nis in sich selbst.“ Man kann sagen: wer den <durch die Liebe)
geformten Glauben hat, der hat in sich das Zeugnis für Christus,
weil er christförmig in seinen Tugenden ist, die Christus sind, der
24. Gen. 32, 30; laudat ECHARDUS l. c.; Dominum scribit ECH.; Deum
Vulg.
25 — 28. ECH ARDUS l. c.; tune] iam ECH.; indiget -f- homo foris
ECH.; sed -f- intus ECH. 28. fides formata. Cf. supra p. 98, 15.
29. in virtutibus, quae Christus sunt. Cf. supra p. 128, 22; 130, 27.
Loquimini ad petram (n. 31 — 33).
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empfangen. Der Christ, der ein Glied Christi ist, ist auch ein Glied
der Heiligen: deshalb wird er gesandt zu ernten. Der Prediger
aber, der von Christus zum Ernten gesandt wird, tritt auf Grund
seiner Sendung in die Arbeiten der anderen Prediger ein usw.
32, Nun folgt im Text: „Aus jener Stadt aber wurden
viele gläubig“„wegen der Rede des Weibes, das bezeugte:
er hat mir alles gesagt, was ich getan habe“. Bemerke,
daß das Wunder gewissermaßen auf natürliche Weise den Glauben
hervorbringt, und nun ist ganz klar, daß Christus deswegen jenes
Wunder gewirkt hat. „Als nun die Samariter zu ihm kamen,
baten sie ihn dort zu bleiben, und er blieb daselbst zwei
Tage, und viel mehr glaubten an ihn wegen seiner Pre-
digt.“ Seht, er blieb deshalb zwei Tage, um ihnen zu predigen
und sie zum Glauben zu bekehren, damit sie das Heil erlangten.
33. „Nun sprachen sie zu dem Weibe: wir glauben
nicht mehr wegen deiner Rede“; man sollte nämlich nicht
sagen, sie hätten auf Grund des schwachen Zeugnisses eines Weibes
den Glauben angenommen. „Wir haben ihn ja selbst gehört
und wissen, daß dieser wahrhaft der Heiland der Welt
ist.“ Wer noch nicht tugendhaft ist, kann durch das Zeugnis eines
andern die Tugend vom Hörensagen kennenlernen, und so „schaut
er <sie> von ferne“ im Glauben, „im Spiegel und Rätsel“. Wer
aber die Tugend besitzt, kennt sie aus sich selbst, er schaut sie
nämlich im Sein der Tugend und des Tugendhaften „von Angesicht
zu Angesicht“. So sagen diese: „Wir selbst haben ihn gehört und
wissen“ usw. Der Glaube kommt durchs Gehör, und aus dem
Glauben entsteht das Wissen; das Wissen ist eine unmittelbare
Schau: „Ich habe den Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen,
und dennoch blieb ich am Leben“ (Gen. 32, 30). „Dies ist die
wahre Erkenntnis“: „wenn die Tätigkeiten erkannt werden durch
das Sein, die Wirkungen durch die Ursache, dann bedarf <der Er-
kennende) keines fremden Zeugnisses mehr, sondern hat das Zeug-
nis in sich selbst.“ Man kann sagen: wer den <durch die Liebe)
geformten Glauben hat, der hat in sich das Zeugnis für Christus,
weil er christförmig in seinen Tugenden ist, die Christus sind, der
24. Gen. 32, 30; laudat ECHARDUS l. c.; Dominum scribit ECH.; Deum
Vulg.
25 — 28. ECH ARDUS l. c.; tune] iam ECH.; indiget -f- homo foris
ECH.; sed -f- intus ECH. 28. fides formata. Cf. supra p. 98, 15.
29. in virtutibus, quae Christus sunt. Cf. supra p. 128, 22; 130, 27.