Der Johannesprolog in den Predigten des Cusanus.
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71 va; p 43v—44t)1. Von den drei in der Disposition (n. 2)2 an-
gegebenen Teilen ist nur der erste, der vom göttlichen Wort han-
delt, ausgeführt. Hier entfaltet der Prediger die Lehre von der
Dreifaltigkeit Gottes im Anschluß an Augustinus. Das Wort geht
vom Vater aus per modum intellectus (n. 3—6), der Hl. Geist vom
Vater und vom Sohn per modum voluntatis (n. 8)3. Die drei Per-
sonen sind voneinander realiter et personaliter unterschieden (n. 4).
Der Nachdruck der Darlegung liegt naturgemäß bei dem processus
intellectualis. Gott ist selbst der erste Gegenstand seiner Erkennt-
nis. Das Wort, welches der Vater im Erkenntnisakt hervorbringt,
vergegenwärtigt das göttliche Wesen in der vollkommensten Weise.
Da Gott nun in und durch sich alle wirklichen und möglichen Ge-
schöpfe erkennt, so vergegenwärtigt das Wort auch diese in der
gleichen vollkommenen Weise. Der Satz des Prologs: ,,Verbum
1 Im Entwurfbuch (C 104r) steht über der Predigt: „Sermo in Nativi-
tate domini ad populum 1431 Confluende.“ Trotz dieser genauen Angabe ist
es nicht sicher, ob die Predigt am 25. Dezember 1431 oder 1430 gehalten ist.
Wir finden nämlich bei Cusanus eine doppelte Datierung; z. T. beginnt er
die Datierung nach dem neuen Jahr am 25. Dezember, z. B. 1439 (die Weih-
nachtspredigt „Dies sanctificatus“ ist mit dem Datum 1440 versehen) und
1453 (vgl. oben S. 67). Anderseits sind die oben erwähnten Mainzer Predigten
vom 25. bis 27. Dez. 1444 alle mit dem Datum 1444 versehen, und die Predigt
zum Fest der Beschneidung trägt die Überschrift (C 138r): „1445 Moguncie
prima die anni“. Für das Jahr 1431 sprechen zwei Gründe: 1. Über der
Predigt „Fides autem catholica“, die an der Spitze des Entwurfbuches steht,
lesen wir die eigenhändige Notiz des Kardinals: „primus sermo 1431 con-
fluende in die trinitatis“. 2. Die Weihnachtspredigt über „Verbum caro fac-
tum est“ steht im Entwurfbuch an einer sehr späten Stelle, Bl. 104. Das ist
unbegreiflich, wenn sie älter als jene Dreifaltigkeitspredigt ist. Beide Gründe
sind aber nicht durchschlagend. Gegen den ersten läßt sich einwenden, daß
die Notiz nur besagt: Die Dreifaltigkeitspredigt ist die erste Predigt des Jahres
1431, nicht die erste überhaupt. Der zweite ist deshalb nicht entscheidend,
weil der Faszikel, von dem f. 104 das erste Blatt bildet, sich in der Größe
von den vorhergehenden unterscheidet; darum ist es nicht ausgeschlossen,
daß dieser Faszikel erst nachträglich dem Entwurf buch eingefügt wurde. Die
Datierung bleibt also einstweilen offen.
2 Die hier verwerteten Predigten habe ich auch schon mit Randnummern
versehen und zitiere nach diesen. Nach Edition der Predigten lassen sich die
Zitate leicht nachschlagen.
3 Zu dieser Terminologie vgl. Thomas von Aquin S. theol. I q. 27 a. 2:
„(Verbum) procedit per modum intelligibilis actionis“ etc.; a. 3: „Secundum
autem operationem voluntatis invenitur in nobis quaedam alia processio, sci-
licet processio amoris“ etc.; a. 4: „et ideo quod procedit in divinis per modum
amoris, non procedit ut genitum, vel ut filius, sed magis procedit ut spiritus.“
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71 va; p 43v—44t)1. Von den drei in der Disposition (n. 2)2 an-
gegebenen Teilen ist nur der erste, der vom göttlichen Wort han-
delt, ausgeführt. Hier entfaltet der Prediger die Lehre von der
Dreifaltigkeit Gottes im Anschluß an Augustinus. Das Wort geht
vom Vater aus per modum intellectus (n. 3—6), der Hl. Geist vom
Vater und vom Sohn per modum voluntatis (n. 8)3. Die drei Per-
sonen sind voneinander realiter et personaliter unterschieden (n. 4).
Der Nachdruck der Darlegung liegt naturgemäß bei dem processus
intellectualis. Gott ist selbst der erste Gegenstand seiner Erkennt-
nis. Das Wort, welches der Vater im Erkenntnisakt hervorbringt,
vergegenwärtigt das göttliche Wesen in der vollkommensten Weise.
Da Gott nun in und durch sich alle wirklichen und möglichen Ge-
schöpfe erkennt, so vergegenwärtigt das Wort auch diese in der
gleichen vollkommenen Weise. Der Satz des Prologs: ,,Verbum
1 Im Entwurfbuch (C 104r) steht über der Predigt: „Sermo in Nativi-
tate domini ad populum 1431 Confluende.“ Trotz dieser genauen Angabe ist
es nicht sicher, ob die Predigt am 25. Dezember 1431 oder 1430 gehalten ist.
Wir finden nämlich bei Cusanus eine doppelte Datierung; z. T. beginnt er
die Datierung nach dem neuen Jahr am 25. Dezember, z. B. 1439 (die Weih-
nachtspredigt „Dies sanctificatus“ ist mit dem Datum 1440 versehen) und
1453 (vgl. oben S. 67). Anderseits sind die oben erwähnten Mainzer Predigten
vom 25. bis 27. Dez. 1444 alle mit dem Datum 1444 versehen, und die Predigt
zum Fest der Beschneidung trägt die Überschrift (C 138r): „1445 Moguncie
prima die anni“. Für das Jahr 1431 sprechen zwei Gründe: 1. Über der
Predigt „Fides autem catholica“, die an der Spitze des Entwurfbuches steht,
lesen wir die eigenhändige Notiz des Kardinals: „primus sermo 1431 con-
fluende in die trinitatis“. 2. Die Weihnachtspredigt über „Verbum caro fac-
tum est“ steht im Entwurfbuch an einer sehr späten Stelle, Bl. 104. Das ist
unbegreiflich, wenn sie älter als jene Dreifaltigkeitspredigt ist. Beide Gründe
sind aber nicht durchschlagend. Gegen den ersten läßt sich einwenden, daß
die Notiz nur besagt: Die Dreifaltigkeitspredigt ist die erste Predigt des Jahres
1431, nicht die erste überhaupt. Der zweite ist deshalb nicht entscheidend,
weil der Faszikel, von dem f. 104 das erste Blatt bildet, sich in der Größe
von den vorhergehenden unterscheidet; darum ist es nicht ausgeschlossen,
daß dieser Faszikel erst nachträglich dem Entwurf buch eingefügt wurde. Die
Datierung bleibt also einstweilen offen.
2 Die hier verwerteten Predigten habe ich auch schon mit Randnummern
versehen und zitiere nach diesen. Nach Edition der Predigten lassen sich die
Zitate leicht nachschlagen.
3 Zu dieser Terminologie vgl. Thomas von Aquin S. theol. I q. 27 a. 2:
„(Verbum) procedit per modum intelligibilis actionis“ etc.; a. 3: „Secundum
autem operationem voluntatis invenitur in nobis quaedam alia processio, sci-
licet processio amoris“ etc.; a. 4: „et ideo quod procedit in divinis per modum
amoris, non procedit ut genitum, vel ut filius, sed magis procedit ut spiritus.“