Nachtrag zur handschriftlichen Überlieferung der Predigten.
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dedicacione Cufe. Nun wird Nicolaus auch sonst als Cufa be-
zeichnet, z. B. in den Marginalien von T\. Hat man aber außer
diesem Wort keinen weitern Anhaltspunkt, dann ist die Bezeu-
gung doch recht schwach. Denn es könnte sich ja auch um die
Ortsangabe handeln: „Predigten über die Kirchweih in Cues (ge-
halten)“, mag das auch nicht sehr wahrscheinlich sein. Inhaltlich
spricht kaum etwas für Cusanus als Verfasser, manches aber gegen
ihn. Ohne die Notiz über der ersten Predigt würde wohl niemand
daran denken, die drei Stücke dem Kardinal zuzuweisen. Er hat
ja eine ganze Anzahl von Predigten De dedicatione hinterlassen,
so daß man in der Lage ist, Vergleiche anzustellen. Jedoch läßt
sich, abgesehen von dem in allen Kirchweihpredigten wiederkehren-
den Gedanken, daß das Haus Gottes ein Haus der Gnade und des
Gebetes ist, kaum eine Verwandtschaft zwischen den echten Pre-
digten und den drei Stücken der Erlanger Hs. feststellen. Dazu
kommen Einzelheiten, die gegen die Autorschaft des Cusanus spre-
chen, z. B. die starke Verwendung legendärer oder anekdotischer
Erzählungen. Auch die enge Bezugnahme auf die Liturgie, wie sie
vor allem die dritte Predigt aufweist, ist sonst nicht seine Art.
Endlich begegnet man befremdlichen Aussprüchen; wenn der Ver-
fasser etwa sagt (304ra): „unum peccatum . . semper manet in
anima tua, scilicet temptatio dyabolica“, so ist eine so schiefe Aus-
drucksweise Nicolaus kaum zuzutrauen.
All das bestimmt mich, die Predigten einstweilen für unecht
zu halten. Ich will allerdings die Möglichkeit, daß es sich um
jugendliche Versuche handelt, nicht ganz ausschließen. Aber eine
Möglichkeit ist noch keine Tatsache.
Am Schluß dieser Abhandlung muß ich allen denen Dank
sagen, die mir geholfen haben: vor allem Herrn Prof. Ernst Hoff-
mann, der mich 1931 zur Arbeit an den Predigten des Cusanus
anregte und seitdem mit Bat und Tat unterstützte; der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (Notgemeinschaft der Wissenschaft), die
mir durch ein Stipendium während der Jahre 1931/33 den Ankauf
der Photogramme der beiden Vatikanischen Hss. und die Herstel-
lung der Kopie durch eine Hilfskraft ermöglichte; den Vorständen
der Bibliotheken in Breslau, Brüssel, Erlangen, Magdeburg, Mainz,
München, Salzburg und Wiesbaden, die mir ihre Hss. zur Ver-
fügung stellten, Photogramme für mich anfertigen ließen oder
bereitwilligst Auskünfte erteilten; Fräulein Dr. E. Bohnenstädt
in Heidelberg, die mich auf die Predigten in den Hss. von Eisleben
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dedicacione Cufe. Nun wird Nicolaus auch sonst als Cufa be-
zeichnet, z. B. in den Marginalien von T\. Hat man aber außer
diesem Wort keinen weitern Anhaltspunkt, dann ist die Bezeu-
gung doch recht schwach. Denn es könnte sich ja auch um die
Ortsangabe handeln: „Predigten über die Kirchweih in Cues (ge-
halten)“, mag das auch nicht sehr wahrscheinlich sein. Inhaltlich
spricht kaum etwas für Cusanus als Verfasser, manches aber gegen
ihn. Ohne die Notiz über der ersten Predigt würde wohl niemand
daran denken, die drei Stücke dem Kardinal zuzuweisen. Er hat
ja eine ganze Anzahl von Predigten De dedicatione hinterlassen,
so daß man in der Lage ist, Vergleiche anzustellen. Jedoch läßt
sich, abgesehen von dem in allen Kirchweihpredigten wiederkehren-
den Gedanken, daß das Haus Gottes ein Haus der Gnade und des
Gebetes ist, kaum eine Verwandtschaft zwischen den echten Pre-
digten und den drei Stücken der Erlanger Hs. feststellen. Dazu
kommen Einzelheiten, die gegen die Autorschaft des Cusanus spre-
chen, z. B. die starke Verwendung legendärer oder anekdotischer
Erzählungen. Auch die enge Bezugnahme auf die Liturgie, wie sie
vor allem die dritte Predigt aufweist, ist sonst nicht seine Art.
Endlich begegnet man befremdlichen Aussprüchen; wenn der Ver-
fasser etwa sagt (304ra): „unum peccatum . . semper manet in
anima tua, scilicet temptatio dyabolica“, so ist eine so schiefe Aus-
drucksweise Nicolaus kaum zuzutrauen.
All das bestimmt mich, die Predigten einstweilen für unecht
zu halten. Ich will allerdings die Möglichkeit, daß es sich um
jugendliche Versuche handelt, nicht ganz ausschließen. Aber eine
Möglichkeit ist noch keine Tatsache.
Am Schluß dieser Abhandlung muß ich allen denen Dank
sagen, die mir geholfen haben: vor allem Herrn Prof. Ernst Hoff-
mann, der mich 1931 zur Arbeit an den Predigten des Cusanus
anregte und seitdem mit Bat und Tat unterstützte; der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (Notgemeinschaft der Wissenschaft), die
mir durch ein Stipendium während der Jahre 1931/33 den Ankauf
der Photogramme der beiden Vatikanischen Hss. und die Herstel-
lung der Kopie durch eine Hilfskraft ermöglichte; den Vorständen
der Bibliotheken in Breslau, Brüssel, Erlangen, Magdeburg, Mainz,
München, Salzburg und Wiesbaden, die mir ihre Hss. zur Ver-
fügung stellten, Photogramme für mich anfertigen ließen oder
bereitwilligst Auskünfte erteilten; Fräulein Dr. E. Bohnenstädt
in Heidelberg, die mich auf die Predigten in den Hss. von Eisleben