Cusanus-Studien: II. Mkolaus von Cues und die griechische Sprache. 9
Digne21, Antonio Martini de Chaves, Bischof von Porto, und
Nicolaus von Cues, Propst von Münstermaifeld) und den beiden
päpstlichen Gesandten (Marco Condulmaro, Erzbischof von der
Tarentaise, und Gristoforo Garatoni, Bischof von Coron) wer-
den nur der Bischof von Digne und ganz besonders der Bischof von
Coron, der früher schon mehrfach in Konstantinopel gewesen war
und das Griechische beherrschte22, in den Quellen als diejenigen
bezeichnet, welche bei den Verhandlungen in Konstantinopel als
Wortführer der päpstlichen Partei auftraten, niemals aber Nicolaus
Cusanus. Ganz besonders wichtig ist dabei, daß gerade die Berichte
der Augenzeugen von der Gegenseite, nämlich der konziliaren
Gesandtschaft, nichts über eine führende Tätigkeit des Nicolaus
Cusanus bekunden23. Ebensowenig ist davon die Rede in den Akten
des Baseler Konzils an jenen Stellen, wo die Erhebung und Ver-
handlung der Anklage gegen Nicolaus Cusanus seitens des Rumpf-
konzils verzeichnet ist; ein derartig erschwerendes Moment hätten
sich die Baseler Gegner des Cusanus wohl nicht entgehen lassen24.
Am schwersten aber dürfte wiegen, daß auch der Generalbericht
der Minderheitsgesandtschaft, den der Bischof von Digne in Gegen-
wart des Bischofs von Portugal und des Nicolaus Cusanus dem
Papst Eugen IV. am 1. März 1438 zu Ferrara erstattete, nichts von
21 Bei Hefele-Leclercq 18 VII2 heißt es stets irrtümlich: Dijon.
22 Garatoni hatte vorher schon dreimal im Aufträge des Papstes Kon-
stantinopel aufgesucht: 1433, 1434 und 1435/6 (Hefele-Leclercq 18 VII,
2, S. 879ff., 916f., 931). Daß er ein Kenner des Griechischen war, bescheinigt
kein anderer als Papst Eugen IV. selbst: Christoforus Garatenus, secretarius
noster, Graecae linguae peritus (M.C.G. 33 II 763).
23 Die Basler Mehrheitspartei war in Konstantinopel vertreten 1. durch
den Dominikaner Johannes de Ragusio, der bereits 1435 dorthin gesandt
worden war, und 2. durch Ludovicus de Amaral, Bischof von Viseu,
und Johannes von Prangins, Bischof von Lausanne. Johannes de Ra-
gusio erstattete am 29. Januar 1438 in Basel Bericht; vgl. Mansi 26 31,
248—272; Cecconi 3 I doc. 178, S. GGCCLXXXVIIff.; M.C.G. 33 III 34
bis 37; Conc. Bas. 5 V 142—144. Man beachte insbesondere folgende Stelle:
Episcopi Dignensis et Portugallensis atque Nicolaus de Cusa, qui se pro ambassia-
toribus sacri Concilii gerebant, in Omnibus praeponebant dominum Christophorum
episcopum Coronensem, ambassiatorem domini nostri (Mansi 26 31, 264; Cec-
coni 3 I, S. DX). Zu dem Bericht der beiden anderen Gesandten, den diese
am 1., 3. und 4. Februar in Basel vortrugen, vgl. man Cecconi 3 I, doc. 179,
S. DXXIIIff., M.C.G. 33 III 37—49, Conc. Bas. 5 V 144, 277—357.
24 Über diesen jahrelang sich hinziehenden Prozeß vgl. Conc. Bas. 5 VI
161, 199, 201, 210, 280, 443, 641, 668, 709, 723, VII 39, 40, 41; M.C.G. 33
III 462.
Digne21, Antonio Martini de Chaves, Bischof von Porto, und
Nicolaus von Cues, Propst von Münstermaifeld) und den beiden
päpstlichen Gesandten (Marco Condulmaro, Erzbischof von der
Tarentaise, und Gristoforo Garatoni, Bischof von Coron) wer-
den nur der Bischof von Digne und ganz besonders der Bischof von
Coron, der früher schon mehrfach in Konstantinopel gewesen war
und das Griechische beherrschte22, in den Quellen als diejenigen
bezeichnet, welche bei den Verhandlungen in Konstantinopel als
Wortführer der päpstlichen Partei auftraten, niemals aber Nicolaus
Cusanus. Ganz besonders wichtig ist dabei, daß gerade die Berichte
der Augenzeugen von der Gegenseite, nämlich der konziliaren
Gesandtschaft, nichts über eine führende Tätigkeit des Nicolaus
Cusanus bekunden23. Ebensowenig ist davon die Rede in den Akten
des Baseler Konzils an jenen Stellen, wo die Erhebung und Ver-
handlung der Anklage gegen Nicolaus Cusanus seitens des Rumpf-
konzils verzeichnet ist; ein derartig erschwerendes Moment hätten
sich die Baseler Gegner des Cusanus wohl nicht entgehen lassen24.
Am schwersten aber dürfte wiegen, daß auch der Generalbericht
der Minderheitsgesandtschaft, den der Bischof von Digne in Gegen-
wart des Bischofs von Portugal und des Nicolaus Cusanus dem
Papst Eugen IV. am 1. März 1438 zu Ferrara erstattete, nichts von
21 Bei Hefele-Leclercq 18 VII2 heißt es stets irrtümlich: Dijon.
22 Garatoni hatte vorher schon dreimal im Aufträge des Papstes Kon-
stantinopel aufgesucht: 1433, 1434 und 1435/6 (Hefele-Leclercq 18 VII,
2, S. 879ff., 916f., 931). Daß er ein Kenner des Griechischen war, bescheinigt
kein anderer als Papst Eugen IV. selbst: Christoforus Garatenus, secretarius
noster, Graecae linguae peritus (M.C.G. 33 II 763).
23 Die Basler Mehrheitspartei war in Konstantinopel vertreten 1. durch
den Dominikaner Johannes de Ragusio, der bereits 1435 dorthin gesandt
worden war, und 2. durch Ludovicus de Amaral, Bischof von Viseu,
und Johannes von Prangins, Bischof von Lausanne. Johannes de Ra-
gusio erstattete am 29. Januar 1438 in Basel Bericht; vgl. Mansi 26 31,
248—272; Cecconi 3 I doc. 178, S. GGCCLXXXVIIff.; M.C.G. 33 III 34
bis 37; Conc. Bas. 5 V 142—144. Man beachte insbesondere folgende Stelle:
Episcopi Dignensis et Portugallensis atque Nicolaus de Cusa, qui se pro ambassia-
toribus sacri Concilii gerebant, in Omnibus praeponebant dominum Christophorum
episcopum Coronensem, ambassiatorem domini nostri (Mansi 26 31, 264; Cec-
coni 3 I, S. DX). Zu dem Bericht der beiden anderen Gesandten, den diese
am 1., 3. und 4. Februar in Basel vortrugen, vgl. man Cecconi 3 I, doc. 179,
S. DXXIIIff., M.C.G. 33 III 37—49, Conc. Bas. 5 V 144, 277—357.
24 Über diesen jahrelang sich hinziehenden Prozeß vgl. Conc. Bas. 5 VI
161, 199, 201, 210, 280, 443, 641, 668, 709, 723, VII 39, 40, 41; M.C.G. 33
III 462.