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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0037
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 29
ebenso wird dann aber auch der Ausdruck multipliciter seipsum ex-
planat verständlich. Dann legt sich aber auch die weitere Annahme
nahe, Nikolaus von Cues habe bei seiner doppelten Bezugnahme
auf den griechischen Dionys-Text nicht eigentlich diesen selbst
gemeint, den er ja damals gar nicht vor Augen hatte, ja wahr-
scheinlich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte; er habe viel-
mehr seine Aussagen über den griechischen Text auf jenen Codex
Cus. 44 mit seinen Randnoten ex greco gestützt101.
Wenn wir das Ergebnis unserer Prüfung der beigebrachten
Selbstzeugnisse des Cusanus kurz zusammenfassen sollen, so wer-
den wir, wenn wir behutsam sein wollen, sagen müssen: Was immer
auch an positiven Anhaltspunkten in jenen Aussagen enthalten sein
mag -—- als vollgültige Beweise für das Vorhandensein einer gründ-
lichen griechischen Sprachkenntnis bei dem Cusaner können wir sie
nicht ansehen. Wir werden die Entscheidung vielmehr anderwärts
zu suchen haben.

V.
Die Verwendung des Griechischen
in den Schriften des Nikolaus von Cues.
1.
Vorbemerkung.
Das beste Argument für das Vorhandensein einer bestimmten
Sprachfertigkeit besteht zweifellos in dem Nachweis des richtigen
Gebrauchs der betreffenden Sprache.
Für unseren Fall kommt offenbar nun nicht jene Sprachver-
wendung in Betracht, die darin besteht, daß der Sprachkundige
seine Gedanken in dem fremden Idiom auszudrücken und mitzu-
teilen vermag. Denn wir besitzen ja keine Kunde darüber, daß der
Cusaner irgendeinmal griechisch gesprochen, und wir wissen auch
nichts davon, daß er Text-Übersetzungen ins Griechische unter-
101 Nikolaus von Cues hatte übrigens wenige Tage vor der Abfassung
des oben angeführten Briefes an die Tegernseer, nämlich am 9. August 1453,
die Kommentare des Alb ertus Magnus zur Hierarchie, caelestis, zu De divinis
nominibus, zur Theologia mystica und zu den Dionys-Briefen als Geschenk
erhalten. Es ist der heutige Cod. Cus. 96 (vgl. die eigenhändige Bemerkung
auf Fol. 257r, abgedruckt bei Marx 28 98). Die von Albertus Magnus zu-
grunde gelegte Übersetzung des Johannes Sarracenus (s. darüber M. Grab-
mann 1B I 460) ist jeweils nur mit dem Incipit wiedergegeben.
 
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