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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0054
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46

Martin Honecker:

Cusanus selbst geschrieben ist, läßt sich leider nicht ermitteln, ist
aber nicht ausgeschlossen133.
In den von der Hand des Cusaners stammenden Hss., die be-
kanntlich nur Predigtentwürfe bieten, finden sich griechische Wör-
ter stets in lateinischer Transskription; Nikolaus von Cues hat also
selbst in solchen Niederschriften, die nur für seinen eigenen Ge-
brauch bestimmt waren, die griechische Schrift vermieden.
Indirekt scheinen die Abschriften der Docta ignorantia darauf
hinzudeuten, daß das verlorene Autograph des Cusaners an jener
Stelle, wo die oben besprochenen Wortbilder ώντας und cov stehen
(Nr. 43), griechische Schriftzüge aufgewiesen hat; denn einige
Kopisten haben sich, wie der kritische Apparat der Heidelberger
Ausgabe134 zeigt, sichtlich bemüht, griechische Schriftzeichen ihrer
Vorlage wiederzugeben. Nun ist allerdings zu beachten, daß zwi-
schen diesen Handschriften und dem Archetypus des Textes ent-
weder eine Korrektur des Autographs oder (in anderen Fällen)
noch ältere Kopien liegen. Es ist also nicht ganz sicher, ob Nico-

133 Die Diogenes-Laertius-Übersetzung des Ambrogio Traversari im Cod.
Harleian. 1347, der Eigentum des Cusanus gewesen ist, enthält eine Anzahl
von Randnoten mit griechischen Wörtern, worauf Herr Prof. E. Hoff mann
den Verf. aufmerksam gemacht hat. Eine Anfrage beim British Museum wurde
freundlicherweise von Herrn T. C. Skeat von der dortigen Hss.-Abteilung
beantwortet, dem der Verf. auch an dieser Stelle für seine Auskunft herzlich
dankt. Danach handelt es sich um griechische Vokabeln und dazugehörige
Bemerkungen in lateinischer Sprache, die insgesamt augenscheinlich von einer
Vergleichung mit dem griechischen Text herrühren. Diese Marginalnoten sind
jedoch späteren Datums als die ebenfalls in der Hs. auftretenden eigenhändigen
Randbemerkungen des Nikolaus von Cues und entstammen wohl dem Ende
des 15. Jahrhunderts; für unsere Fragestellung kommen sie also nicht in
Betracht. Die Beschreibung dieser Hs., die P. Lehmann gegeben hat (Mit-
teilungen aus Handschriften II = Sitzungsberichte der Bayer. Akademie der
Wissenschaften, Philos.-histor. Klasse, 1930, Heft 2, S. 21), und auch die
neueste Ergänzung dazu von L. Uli mann (Manuscripts of Nicholas of Cues.
Speculum XIII, 1938, S. 196) sagen nichts von jenen griechischen Marginalien.
— Aus einem bereits angegebenen Grunde konnte der Verf. nicht feststellen,
was es damit auf sich hat, wenn Vansteenberghe (57 409, Anm. 3) in bezug
auf den schon angeführten Brüsseler Laktanztext (Nr. 9809) sagt: „Ce ms. a
ete en plusieurs endroits corrigö par Cusa, qui transcrivit d’ailleurs en grec
certaines citations d’une ecriture plus ancienne, vg. f° 145 etc.“
134 h I 17, krit. Apparat zu Z. 6. —- In der Straßburger Inkunabel waren,
wie bereits angedeutet, an dieser Stelle ebenfalls griechische Wortbilder vor-
gesehen; der Setzer ließ dafür zwei Lücken im lateinischen Text, die dann
freilich offen geblieben sind (vgl. ob. Nr. 43).
 
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