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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0068
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60

Martin Honecker:

Aber auch andere Werke konnten ihm Hilfsdienste der ge-
schilderten Art leisten. So etwa das lateinische Lexikon in God.
Cus. 174, das auch griechische und hebräische Wörter (in lateini-
scher Umschrift) aufweist. Ferner das schon genannte zweisprachige
Psalterfragment, das sog. Psalterium cusanum, in God. Cus. 9.
Diese Hs. ist dreispaltig angelegt und bringt in der rechten Spalte
den griechischen Text (in griechischer Majuskel) und in der linken
die lateinische Transskription (Minuskel), während die lateinische
Übertragung in der mittleren Spalte zu lesen ist. Da der Text,
vom Griechischen ausgehend, zeilenweise in einzelne Wörter oder
kleine Wortgruppen aufgelöst ist, so war die Hs. geradezu als Voka-
bular, ja fast als Lehrbuch brauchbar166. Nicht ganz so nützlich
war in dieser Hinsicht die griechisch-lateinische Psalmen-Hs. Cod.
Cus. 10, da in ihr die Psalmenverse nicht derartig zerlegt erscheinen,
sondern jeweils der auf dem linken Blatt stehenden ganzen griechi-
schen Zeile die lateinische Übersetzung auf dem rechten Blatt
gegenübergestellt ist167.
Dahin gehört endlich noch eine Liste von „Definitionen grie-
chischer Wörter“ in God. Harl. 2724 (f° lv und 131v), dessen Her-
kunft aus der cusanischen Bibliothek L. Ul 1 mann neuerdings
nachgewiesen hat168.
Ob Nikolaus von Cues noch weitere Hilfsmittel der bezeich-
nten Art zur Verfügung gehabt hat, ist nicht bekannt. Die Suche
nach den abgesplitterten Bestandteilen seiner Bücherei ist bekannt-
lich noch nicht abgeschlossen.
Bezüglich der Ausdrücke κύριος, θεός, άγιος und ισχυρός wird
auch zu bedenken sein, daß sie dem Cusaner aus ihrem Gebrauch
in der Liturgie vertraut sein mußten.

166 Beachtenswert ist, daß sich gerade in diesem God. die schon erwähnte
Liste der Buchstaben des griechischen Alphabetes sowie die Wiedergabe der
griechischen Zahlwortbezeichnungen findet (f° 63v)· Es sieht fast so aus, als
habe einer der Besitzer der Hs., vielleicht gar Nicolaus Cusanus selbst, an
Hand des Psalmentextes diese Verzeichnisse zu eigenem Gebrauch angelegt.
167 Neueste Beschreibung der vielbeachteten Codd. Cus. 9 und 10 (mit
je einer photographischen Abbildung) bei Arthur Allgeier, Zwei griechisch-
lateinische Bibelhandschriften aus Cues und ihre Bedeutung für die Frage der
abendländischen Septuaginta-Überlieferung (Oriens Christianus, dritte Serie,
Band N, 1936, S. 189ff.).
168 L. Ullmann 55 195.
 
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