Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 11
daher unverbindlich; Afflictis* 1 will auch ungeschriebenes Ge-
wohnheitsrecht gelten lassen, doch seien die Formen des älteren
Rechtes aufgehoben.
Auf französischem Boden läßt sich das Messersymbol in weiter
Verbreitung nachweisen. Im Jahre 967 treffen wir es in Cluny2,
im elften Jahrhundert in der Bretagne3 und Normandie, in Angers,
Poitiers, Vendömes usw.; auch das berühmte noch in Paris vor-
handene Urkundenmesser4 stammt aus dem elften Jahrhundert.
Von der Normandie aus fand der Messerbrauch seinen Weg
nach England5. Dort ist dann freilich nicht mehr die Rede vom
wanto und waso, vom Handschuh und vom Rasenstück als Be-
gleiter des Messers, sondern in der Regel ist das Messer das alleinige
Symbol. Vereinzelt begegnen wir daneben noch andern Beigaben.
So wird in einer Urkunde von 1085, mit der Ländereien für zehn
Jahre verpfändet werden, ein Rosenzweig6 mit einem Messer ver-
de Lribus feud. non dicit, quod ante foras ecclesiae et per cultellum, alias cullrum
plicatum, difficile autem esset probare consuetudinem dicto modo. — Aber auch
wenn die Gewohnheit bewiesen werden könnte, würde sie als hinzutretende
Gewohnheit der Constitutio nicht präjudizieren. Es sei eine consuetudo non
scripta.
1 Matheus de Afflictis, In secundum librum feudorum 1548, S. 35:
Concludendum est quod polest constitui dotarium ante malrimonio, et sic sine
solennitate, et in viventibus jure Francorum, et ita fit inter omnes barones, et
sic hec consuetudo correspondet dicto jure Francorum favore matrimonii.
2 Cartulaire de Cluny II 1230, angeführt bei E. Mayer, Einkleidung im
germanischen Recht / Festschrift für Wach 1913, S. 101.
3 E. Mayer, Einkleidung, S. 102 bemerkt ganz richtig: Wenn in den
von vornehmen Franken stark besiedelten Grenzgebieten gegen die Bretagne
und in der Bretagne selbst das Messer als einziges Übertragungssymbol ver-
wendet wird, so muß auch das als fränkisch und nicht als bretonisch angesehen
werden.
4 Siehe § 4.
5 Wissmann, Förmlichkeiten bei Landübertragungen in England wäh-
rend der anglonormannischen Periode / Archiv für Okundenforschung 3
(1911), 251 ff.; — J. H. Round, Calendar of Documents Preserved in France,
illustrative of the History of Great Britain and Ireland I (1899), S. 1. 25.
110. 111. 203. 400. 402. 409. 439. 447, die Urkunden stammen aus den Jahren
1069 bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. — II. Ellis / Archaeologia 17 (1814),
314. — W. P. Baildon, Select Civil Pleas I (1200—1203), S. 7. — Notes
and Queries 152 (1927), 10. 32. 65; ebend. 151 (1926), 405. 446.
6 Round, a.a.O., 111 nr. 327: R. having received a small branch of a
rose tree and a knife, placed it on St. Peters altar, saying: “By this branch
and knife I give all this land to souls of my relations, from which the inheri-
tance came to me, and for my soul .
daher unverbindlich; Afflictis* 1 will auch ungeschriebenes Ge-
wohnheitsrecht gelten lassen, doch seien die Formen des älteren
Rechtes aufgehoben.
Auf französischem Boden läßt sich das Messersymbol in weiter
Verbreitung nachweisen. Im Jahre 967 treffen wir es in Cluny2,
im elften Jahrhundert in der Bretagne3 und Normandie, in Angers,
Poitiers, Vendömes usw.; auch das berühmte noch in Paris vor-
handene Urkundenmesser4 stammt aus dem elften Jahrhundert.
Von der Normandie aus fand der Messerbrauch seinen Weg
nach England5. Dort ist dann freilich nicht mehr die Rede vom
wanto und waso, vom Handschuh und vom Rasenstück als Be-
gleiter des Messers, sondern in der Regel ist das Messer das alleinige
Symbol. Vereinzelt begegnen wir daneben noch andern Beigaben.
So wird in einer Urkunde von 1085, mit der Ländereien für zehn
Jahre verpfändet werden, ein Rosenzweig6 mit einem Messer ver-
de Lribus feud. non dicit, quod ante foras ecclesiae et per cultellum, alias cullrum
plicatum, difficile autem esset probare consuetudinem dicto modo. — Aber auch
wenn die Gewohnheit bewiesen werden könnte, würde sie als hinzutretende
Gewohnheit der Constitutio nicht präjudizieren. Es sei eine consuetudo non
scripta.
1 Matheus de Afflictis, In secundum librum feudorum 1548, S. 35:
Concludendum est quod polest constitui dotarium ante malrimonio, et sic sine
solennitate, et in viventibus jure Francorum, et ita fit inter omnes barones, et
sic hec consuetudo correspondet dicto jure Francorum favore matrimonii.
2 Cartulaire de Cluny II 1230, angeführt bei E. Mayer, Einkleidung im
germanischen Recht / Festschrift für Wach 1913, S. 101.
3 E. Mayer, Einkleidung, S. 102 bemerkt ganz richtig: Wenn in den
von vornehmen Franken stark besiedelten Grenzgebieten gegen die Bretagne
und in der Bretagne selbst das Messer als einziges Übertragungssymbol ver-
wendet wird, so muß auch das als fränkisch und nicht als bretonisch angesehen
werden.
4 Siehe § 4.
5 Wissmann, Förmlichkeiten bei Landübertragungen in England wäh-
rend der anglonormannischen Periode / Archiv für Okundenforschung 3
(1911), 251 ff.; — J. H. Round, Calendar of Documents Preserved in France,
illustrative of the History of Great Britain and Ireland I (1899), S. 1. 25.
110. 111. 203. 400. 402. 409. 439. 447, die Urkunden stammen aus den Jahren
1069 bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. — II. Ellis / Archaeologia 17 (1814),
314. — W. P. Baildon, Select Civil Pleas I (1200—1203), S. 7. — Notes
and Queries 152 (1927), 10. 32. 65; ebend. 151 (1926), 405. 446.
6 Round, a.a.O., 111 nr. 327: R. having received a small branch of a
rose tree and a knife, placed it on St. Peters altar, saying: “By this branch
and knife I give all this land to souls of my relations, from which the inheri-
tance came to me, and for my soul .