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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0034
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 31

wurf er ain warzaichen herrein in die Herrschaft, so hat er die
freiheit alß er wer miden in dem aigen hie.
Ganz entsprechend lautet eine Stelle des Weistums von Queich-
hambach in der Rheinpfalz (vom Jahre 1382)1:
ob der fronhof zue were, und einer der freiheit begehrte und der-
selbige seinen plunder yber einwürf und stellete sein fuß an den
hofzaun, so soll er frei sein, also were er mitten im hof.
Ein andermal heißt es einfach, er solle ein Pfand in die Freiheit
werfen2. Das befreiende Wahrzeichen des Freiungswerbers heißt
auch sein Freizeichen3. Unter den Gegenständen werden ausdrück-
lich als Beispiele genannt Messer4 und Kleidungsstücke, namentlich
der Hut5; nur vereinzelt findet sich dafür Stein oder Hacke6 7. Da
man für den Erwerb des Freiungsschutzes bisweilen nur zwei
Pfennig zu entrichten hatte, so braucht auch das hineingeworfene
Pfand nicht mehr wert zu sein". Auch hier also die Analogie zum
Tierschaden, wie wir außerdem sowohl Messer wie Kleidungsstücke
als spiegelnde Wahrzeichen des fliehenden Asylwerbers ansehen
dürfen.
Nebenbei sei daran erinnert, wie sowohl das Laufen nach dem
Asyl im Kinderspiel nachklingt8, wie auch das Pfandwerfen im
Pfänderspiel9 noch erhalten ist.
So wie der Erwerb des Freiungsschutzes, so kann auch seine
Erneuerung in der gleichen dramatischen Form vor sich gehen.
1 Grimm, Weistümer V 562.
2 1414 Österr. Weistümer XI 221.
3 ob er wurf sein frei zaichen über das prunlein, so hiet er die freihait unzt
an den dritten tag. Österr. Weistümer IX 320. Dies gleichzeitig als Nachtrag
zum Rechtswörterbuch III 849.
4 Messer oder Pfand 2 Pfennig wert: Österr. Weistümer VIII 813. Messer
oder Gürtel: ebd. X 138. messer oder guglhaubn, rock, mantl oder was er pei
im hiet 15. Jahrh. Österr. Weistümer VIII 705. Hut, Messer oder andere
Wahrzeichen: 1630 ebd. VII 219. Hut oder Messer: ebd. XI 29. Eine Thur-
gauer Quelle spricht von ain hendschen oder anders, so er an sinem lyb trait
1432 Grimm, Weistümer I 282.
5 Hut: Österr. Weistümer VII 51. 131. 139. 283. X 152. Gürtel oder Hut
ebd. X 136.
6 Österr. Weistümer VII 109.
7 Österr. Weistümer VII 30.
8 v. Künssberg, Rechtsbrauch und Kinderspiel, 1920, S. 56f.
9 Messer als Pfand beim Stäkehirtspiel: J. Jörger, Bei den Walsern
des Valsertals, 1913, S. 63; beim Kabeln um Mädchen: Ztschr. f. Volkskunde
6 (1896), 364.
 
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